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Aktuelles: Sehen im Vergleich – Persische und Westeurop?ische Bildkulturen

Kunsthistorikerin Prof. Dr. Vera Beyer vergleicht in ihrem Buch persische undwesteurop?ische Buchmalerei

16. M?rz 2022, von Margit Scheid

  • Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
  • Forschung

?Aber es gibt doch gar keine Malerei im Islam“ – mit solchen und ?hnlichen Vorurteilen wird Prof. Dr. Vera Beyer, Professorin für Kunstgeschichte an der Universit?t Regensburg, oft konfrontiert seit sie sich mit nah?stlicher Buchmalerei besch?ftigt. In ihrem Buch Sehen im Vergleich. Transformationen von Blicken in der persischen und westeurop?ischen Buchmalerei, das im Frühjahr 2020 im Dietrich Reimer-Verlag und nun als Open Access Online-Version bei arthistoricum.net erschienen ist, untersucht die Kunsthistorikerin, inwiefern das Bild eines ?bilderfeindlichen“ Nahen Osten und eines ?bilderfreundlichen“ Westen tats?chlich aufrechtzuerhalten ist.

Durch Zufall kam Prof. Dr. Vera Beyer zur persischen Buchmalerei. Beim Bl?ttern in einem Katalog stolperte sie über zwei Malereien, die sie faszinierten. Sp?ter studierte sie ein Semester in New York bei Priscilla P. Soucek, einer Spezialistin für persische Buchmalerei. Schlie?lich entschloss sich Prof. Dr. Beyer dazu, dem Stereotyp einer bilder- oder gar kunstlosen islamischen Kunst in einem Vergleich zwischen nah?stlichen und westeurop?ischen Kunstwerken entgegenzuarbeiten.

Sehen im Vergleich behandelt Buchmalerei aus dem persischen und westeurop?ischen Raum zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert. Bei den ausgew?hlten Malereien geht es jeweils um das Thema des Sehens. Dabei vergleicht die Kunsthistorikerin Geschichten und Vorstellungen, die in beiden Kulturen rezipiert wurden, um zu sehen, ?was macht der eine Kontext, was macht der andere Kontext aus der gleichen Geschichte“. So zeigt das Buch beispielsweise, dass der begehrliche Blick der Frau des Potifar auf die Sch?nheit des alttestamentlichen Josefs in den beiden Kontexten sehr unterschiedlich beurteilt wird. Dabei zeigen die Abbildungen des alttestamentlichen Josefs nicht nur auf, dass biblische Figuren auch in nah?stlicher Kunst auftauchen, sondern brechen auch mit der Wahrnehmung eines k?rperfreundlichen Europas im Gegensatz zu einem k?rperfeindlichen Nahen Osten: In europ?ischen Abbildungen gilt es für Josef
den verführerischen Blicken der Frau des Potifar zu widerstehen, wohingegen die persische Buchmalerei Josefs Sch?nheit als etwas G?ttliches begreift, wodurch die Beiden am Ende der Geschichte heiraten k?nnen. An anderen Beispielen stellt sich etwa die Frage, wie man sich in beiden Kontexten die Schau Gottes vorgestellt hat, wann die Verehrung von Bildern zur G?tzenanbetung wird und inwiefern eine Frau einen Mann durch die Konfrontation mit seinem eigenen Bild einen Mann zur Einsicht bringen kann.

So hinterfragt das Buch in seinen Analysen von gemeinsamen Traditionen die Annahme eines Gegensatzes von einer bilderfreundlichen europ?ischen und einer bilderfeindlichen islamischen Kultur.

Sehen im Vergleich von Vera Beyer ist im Dietrich Reimer-Verlag (ISBN 978-3-496-01623-6) erschienen sowie als Online-Version bei arthistoricum.net (https://doi.org/10.11588/arthistoricum.590 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)) erh?ltlich.

Joseph entflieht der Frau des Potiphar, Ménestrier 1684.
Foto: The Walters Art Museum
Joseph und die Zulaikha nach ihrer Hochzeit.

Kontakt aufnehmen

Prof. Dr. Vera Beyer

Institut für Kunstgeschichte
Universit?t Regensburg
Telefon: +49 (0)941 943-3705
E-Mail: vera.beyer@ur.de

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