Kann ein neu entdeckter Wirkstoff das Leben von Menschen mit Diabetes verbessern, indem er Nierensch?den verhindert? Auf welche Weise k?nnen spezielle Nanopartikel dazu beitragen, Sehsch?den bei Frühgeborenen zu verhindern? Mit diesen wegweisenden Fragestellungen befassen sich Prof. Dr. Jens Schlossmann, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der Universit?t Regensburg, und Prof. Dr. Achim G?pferich, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie der Universit?t Regensburg. Beide Wissenschaftler erhalten für ihre Forschungsarbeiten in diesem Jahr den renommierten und jeweils mit 10.000 Euro dotierten, PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis.
Die weiteren Preistr?ger in diesem Jahr sind Prof.in Dr. Evi Kostenis, Professorin am Pharmazeutischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universit?t Bonn in der Kategorie ?Pharmazeutische Biologie“ und Prof. Dr. Thomas Kurz, Professor an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakult?t der Heinrich-Heine-Universit?t Düsseldorf in der Kategorie ?Pharmazeutische Chemie“.
Prof. Dr. Jens Schlossmann erh?lt den Preis in der Kategorie ?Pharmakologie und Klinische Pharmazie“ für seine Arbeit ?Activation of soluble guanylyl cyclase signalling with cinaciguat improves impaired kidney function in diabetic mice“, ver?ffentlicht in: British Journal of Pharmacology, 179(11), 2460–2475. https://doi.org/10.1111/bph.15425 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
In seiner Forschungsarbeit haben sich Prof. Schlossmann und sein Team mit neuen Therapiem?glichkeiten zur Behandlung von Nierenerkrankungen, die durch die Zuckererkrankung Diabetes Mellitus verursacht werden, besch?ftigt. {web_name}e sogenannte ?diabetische Nierenerkrankung“ tritt bei ca. 50% der Diabetes-Patienten auf und führt sehr h?ufig zum Nierenversagen. Bisher sind die Arzneimitteltherapien gegen diese Erkrankung jedoch unzureichend, so dass aus den Untersuchungsergebnissen m?glicherweise ein neuer und vielversprechender Therapieansatz entwickelt werden kann. Konkret hat das Team von Prof. Schlossmann untersucht, ob ein zellul?rer Botenstoff zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP), das die Funktion von Geweben schützt, m?glicherweise bei der diabetischen Nierenerkrankung hilfreich ist. ?Durch mehrw?chige orale Gabe von Aktivatoren des Enzyms sGC (l?sliche Guanylylzyklase) wurde der Botenstoff cGMP in diabetischen M?usen erh?ht und dadurch die Nierenfunktion verbessert und das Nierengewebe geschützt. {web_name}e Ergebnisse er?ffnen eine neue Perspektive, die diabetische Nierenerkrankung nicht nur zu behandeln, sondern m?glicherweise auch zu vermeiden“, führt Prof. Schlossmann aus. Mittlerweile gibt es bereits einige Arzneimittelfirmen, die sGC-Aktivatoren bei dieser Erkrankung klinisch testen. Gemeinsam mit Arbeitsgruppen an der Universit?t Regensburg - insbesondere in der Pharmazie mit der Arbeitsgruppe von Professor G?pferich, der dieses Jahr ebenfalls mit dem PHOENIX-Wissenschaftspreis Pharmazie 2023 geehrt wurde - ist es nun das n?chste Ziel, diese sGC Aktivatoren auch spezifisch in Nierenzellen zu transportieren, so dass sie dort lokal in hohen Mengen wirken k?nnen. Das k?nnte ein weiterer wichtiger Schritt zu einer gezielten und sehr effektiven Arzneimitteltherapie gegen die diabetischen Nierenerkrankung sein.
Prof. Dr. Achim G?pferich erh?lt die Auszeichnung in der Kategorie ?Pharmazeutische Technologie“ für seine Arbeit ?A single intravenous injection of cyclosporin A–loaded lipid nanocapsules prevents retinopathy of prematurity“, ver?ffentlicht in: Science Advances, 8(38). https://doi.org/10.1126/sciadv.abo6638 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
G?pferich geht in seiner Arbeit der Frage nach, wie sich mit gezielter Nanotherapie die Erblindung von Frühgeborenen verhindern l?sst. Mit j?hrlich 20.000 erblindeten oder stark sehbehinderten Kindern ist die Frühgeborenenretinopathie die Hauptursache von Erblindung im Kindesalter. Für die Behandlung gibt es derzeit ausschlie?lich invasive und keine pr?ventiven Therapien, die mit erheblichen Risiken verknüpft sind und deshalb in der Regel nur in Kliniken mit intensivmedizinischen Einrichtungen für Früh- und Neugeborene angewendet werden k?nnen. Die Behandlungen umfassen einerseits die Zerst?rung von Gewebe in der ?u?eren Netzhaut durch K?lte (Kryotherapie) oder Laserstrahlen (Laserkoagulation), um in der zweiten Krankheitsphase den Sauerstoffbedarf des Gewebes zu reduzieren, oder andererseits die Injektion von Antik?rpern ins Auge, die überschüssig produzierte Wachstumsfaktoren neutralisieren. Gemeinsam ist all diesen Therapien, dass sie mit hohem technischem Aufwand verknüpft sind und auf stark invasiven Therapiekonzepten beruhen. Sie lassen sich aus diesem Grund nur bei verfügbarer medizinischer Infrastruktur für Frühgeborene anwenden. Damit stehen sie in der Regel nur in hochentwickelten L?ndern zur Verfügung. Das erkl?rt, warum die Frühgeborenenretinopathie haupts?chlich für Entwicklungs- und Schwellenl?nder ein überragendes Problem mit hohen Fallzahlen darstellt. Darüber hinaus ist keine der oben genannten Therapien für eine pr?ventive Behandlung von Frühgeborenen geeignet. Mit Cyclosporin A ist zwar ein bekannter und zugelassener Arzneistoff verfügbar, der die krankheitsurs?chliche unkontrollierte Vermehrung von Blutgef??en d?mpft, allerdings verteilt sich dieser weder nach oraler Einnahme noch nach Injektion in ausreichender Menge in die Netzhaut. ?Zur L?sung des Problems haben wir Nanopartikel als Transporter für Cyclosporin A entwickelt“, erkl?rt Prof. G?pferich. ?An erkrankten M?usen konnten wir so zeigen, dass sich nach einmaliger intraven?ser Injektion Nanopartikel im krankheitsrelevanten Teil der Netzhaut anreichern und für mindestens 5 Tage Arzneistoff freisetzen.“ Mit der Therapie konnten erkrankte M?use vollst?ndig geheilt werden. Damit steht erstmalig eine Arzneiform für die Therapie und Pr?vention der Erkrankung zur Verfügung.
?ber den Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis
Im Jahr 2023 wurde der PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis zum 26. Mal verliehen. Die renommierte Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro (10.000 Euro pro Kategorie) dotiert und wurde den Wissenschaftlern an Ihren jeweiligen Universit?ten überreicht.
Seit seiner Gründung im Jahr 1996 verfolgt der PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis das Ziel, innovative Forschungsprojekte im pharmazeutischen Bereich zu f?rdern. Unter der Leitung von Prof.in Gabriele K?nig, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universit?t Bonn, bewertet eine unabh?ngige Jury eingereichte Arbeiten in den pharmazeutischen Gebieten Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie sowie Pharmazeutische Technologie. Teilnahmeberechtigt sind alle wissenschaftlichen Mitarbeiter pharmazeutischer Hochschulinstitute und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, ?sterreich und der Schweiz.
Weitere Informationen zum PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis und den diesj?hrigen Preistr?gern finden Sie unter: www.phoenixgroup.eu/de/wissenschaftspreis (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Kontakt aufnehmen
Prof. Dr. Achim G?pferich
Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie
Universit?t Regensburg
Tel.: +49 (0)941 943-4843
E-Mail Achim.Goepferich@ur.de
Prof. Dr. Jens Schlossmann
Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie
Institut für Pharmazie
Universit?t Regensburg
Tel.: +49 941 943-4771
E-Mail: martina.wechler@ur.de (Sekretariat), jens.schlossmann@ur.de