Am Donnerstagnachmittag wurde das Zentrum Erinnerungskultur der Universit?t Regensburg in Kooperation mit der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg mit einem offiziellen Festakt er?ffnet. Neben zahlreichen weiteren hochrangigen G?sten und Vertreter:innen aller Bereiche, Gruppen und Fakult?ten der Universit?t Regensburg nahmen in Vertretung des kurzfristig verhinderten Ministerpr?sidenten Dr. Markus S?der der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, sowie der Erste Vizepr?sident des Bayerischen Landtags und Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkst?tten, Karl Freller sowie der Pr?sident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs Dr. Hans-Joachim He?ler an dem Festakt im Vielberth-Geb?ude teil. Auch waren zahlreiche Mitarbeiter:innen der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg nach Regensburg gekommen.
Das Zentrum Erinnerungskultur versteht sich als wissenschaftlich-diskursives Forum für die Auseinandersetzung und kritische Reflexion historischer und gegenw?rtiger Erinnerungskulturen. Geleitet wird es von Prof. Dr. Bernhard L?ffler, Inhaber des Lehrstuhls für Bayerische Landesgeschichte an der Universit?t Regensburg, und Prof. Dr. J?rg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg und Honorarprofessor der Universit?t Regensburg. Dem engeren Team des Zentrums geh?ren au?erdem als Gesch?ftsführerin Dr. Bianca Hoenig sowie die Juniorprofessorin für Public History Dr. Juliane Tomann an. Musikalisch begleitet wurde der Festakt, der auch virtuell über einen Livestream verfolgt werden konnte, von der Uni-Jazz-Combo u.a. mit dem Song ?Respect“ von Aretha Franklin.
?Das Zentrum Erinnerungskultur ist eine in Deutschland und Europa einzigartige Kooperation zwischen einer Universit?t und einer KZ-Gedenkst?tte. Das Projekt ist bereits jetzt ein Meilenstein in der Erinnerungsarbeit und f?rdert die interdisziplin?re Erinnerungsforschung. Es setzt mit seinen zahlreichen und weithin rezipierten Veranstaltungen klare Zeichen gegen Geschichtsrevisionismus jeder Art und Ausrichtung, gegen Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Ethnozentrismus sowie gegen rechtspopulistische Erinnerungsleugnungen“, betonte Universit?tspr?sident Prof. Dr. Udo Hebel in der Er?ffnungsfeier. ?Das Zentrum für Erinnerungskultur steht paradigmatisch für jene erkenntnisgeleitete Verantwortung und für jene gesellschaftliche Verantwortungsbereitschaft, die Wissenschaft und Universit?t auszeichnet – gerade auch in diesen erschütternden Zeiten.“
Unter den G?sten im Vielberth-Geb?ude befanden sich unter anderem die Generalkonsulin des Staates Israel in München, Carmela Shamir, die Generalkonsulin der Franz?sischen Republik in Bayern, Corinne Pereira, zahlreiche Landtagabgeordnete und Repr?sentant:innen der Stadt Regensburg und der Region sowie Dr. Ludwig Spaenle, Staatsminister a.D und Antisemitismusbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung.
Wissenschaftsminister Markus Blume betonte in seiner Rede: ?Fassungslos müssen wir aktuell feststellen, wie falsche historische Deutungen zur Legitimation eines Kriegs in Europa beitragen. Leider gibt es für Frieden, Freiheit, Menschlichkeit und Demokratie keine Garantie. Wir müssen t?glich aufs Neue dafür k?mpfen. In diesem Kampf ist Erinnerungsarbeit ein wichtiger Schlüssel. Das Zentrum für Erinnerungskultur der Universit?t Regensburg ist ein gro?er Stein in der Brandmauer gegen die Angriffe auf unsere freie Gesellschaft, unsere Werte und unsere Demokratie. Es ist ein zentraler Baustein der Erinnerungskultur in Bayern, Deutschland und Europa: Gegen das Vergessen und für eine lebendige Erinnerung, die in die Zukunft wirkt!“
Das Zentrum Erinnerungskultur
Das Zentrum Erinnerungskultur ist aus der langj?hrigen erfolgreichen Zusammenarbeit der Universit?t Regensburg mit der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg hervorgegangen und wird gemeinsam von der Universit?t als wissenschaftlichem Forschungs-, Lehr- und Begegnungsort sowie von der Gedenkst?tte des ehemaligen KZ Flossenbürg getragen.
Inhaltlich beleuchtet es Erinnerungspraktiken, Erinnerungsdiskurse und Geschichtspolitiken in Gegenwart und Vergangenheit. Dabei werden wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung, forschende Durchdringung und vermittelnde Formate miteinander verschr?nkt. ?Uns geht es sowohl um die systematische Untersuchung von Erinnerungskulturen als Forschungsgegenstand, als auch um das ?reflektierte Machen‘ von Geschichte in ?ffentlichen R?umen“, erkl?rt Prof. L?ffler. Die enge Verzahnung von universit?rer und angewandter Auseinandersetzung mit Erinnerung sei das Kennzeichen des Zentrums Erinnerungskultur. Der zeitliche Schwerpunkt liege dabei zwar auf der Zeitgeschichte, der Erinnerung an NS und Holocaust, beschr?nke sich laut Prof. L?ffler allerdings nicht darauf, sondern nehme ?bewusst auch andere historische Epochen in den Blick.“
Das Zentrum Erinnerungskultur besch?ftigt sich demnach mit Formen, Bedingungen, M?glichkeiten und Wirkungen historischen Erinnerns und fragt nach den Aushandlungsprozessen, Darstellungsmodi und Praktiken des Umgangs mit Erinnerung und Geschichte. ?Es gibt unz?hlige Rituale und Sachverst?ndige für historisches Erinnern. Das wollen wir versuchen, etwas zu variieren“, beschreibt Prof. Skriebeleit die gesetzte Aufgabenstellung. ?Wir glauben, dass man Erinnerung nur in engen Grenzen beauftragen oder administrativ verordnen kann. Sie muss aus der Gesellschaft kommen und einem m?glichst pluralen Diskurs entspringen.“
百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e ?doppelte Blickrichtung“ auf die wissenschaftliche Analyse von Erinnerungskulturen und auf konkrete, projektbezogene Erinnerungsarbeit vor Ort macht das ZE zur Schnittstelle zwischen erinnerungskultureller Praxis und Theorie, bei der sich alle Akteur:innen auf Augenh?he begegnen sollen. Innerhalb der Universit?t knüpft das Zentrum thematisch und methodisch an den Masterstudiengang ?Public History und Kulturvermittlung“ an, der seit 2018 geschichts- und kulturwissenschaftliche Perspektiven mit Akzenten der Digital Humanities verbindet. Es er?ffnet darüber hinaus aber auch Kooperationsm?glichkeiten mit anderen geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Fachrichtungen und Studieng?ngen.
Projekte des Zentrum Erinnerungskultur
Als Beispiele für gemeinsame Arbeiten wurden im Rahmen der Veranstaltung exemplarisch zwei bereits abgeschlossene studentische Projekte vorgestellt: der Podcast ?Franz?sische Stimmen zu Geh?r gebracht: Zeugnisse zum KZ-Komplex Flossenbürg 1938–1945“ sowie das Ausstellungsprojekt ?Nibelungenkaserne“. In ersterem erarbeiteten Studierende unter der Leitung von Prof. Dr. Isabella von Treskow, Inhaberin des Lehrstuhls für Romanische Philologie I, eine Podcastreihe zu franz?sischen Zeugenberichten von ?berlebenden des KZ-Komplexes Flossenbürg. Sie übersetzten und analysierten hierfür die Texte und machten sie in Podcasts auf Deutsch und Franz?sisch zug?nglich. Das Projekt wurde mit dem ?Prix de l’Académie de Berlin“ für einen herausragenden Beitrag zur deutsch-franz?sischen Freundschaft ausgezeichnet.
Für das Ausstellungsprojekt ?Nibelungenkaserne“ untersuchten Studierende unter der Leitung von Prof. L?ffler im Masterstudiengang ?Public History und Kulturvermittlung“ die Geschichte und verschiedenen Zeitschichten eines Kasernengeb?udes, das im Zweiten Weltkrieg von der Luftwaffe im Süden Regensburgs erbaut wurde, nach dem Krieg erst den amerikanischen Streitkr?ften als Regimentsstützpunkt und sp?ter der Bundeswehr als Standort diente und künftig zu einem internationalen G?stehaus von Universit?t und OTH Regensburg umgebaut werden soll. Die Seminargruppe erarbeitete eine digitale Pr?sentation, die die Geb?udebiographie mit ihren schwierigen Kontinuit?ten und Brüchen sichtbar werden l?sst.
Weitere Links:
Homepage Zentrum Erinnerungskultur (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
Homepage KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
Kontakt aufnehmen
Dr. Bianca Hoenig
Gesch?ftsführung - Zentrum Erinnerungskultur
Universit?t Regensburg
Tel. 0941/943-7689
E-Mail: Bianca.Hoenig@zea.uni-regensburg.de