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Aktuelles: Wie man vergessene Erinnerungen wiederbelebt

UR-Psychologen ver?ffentlichen Studie in Fachmagazin PNAS

06. April 2022, von Kommunikation & Marketing

  • Humanwissenschaften
  • Forschung

Der Abruf von Informationen aus unserem Ged?chtnis wird zunehmend schwieriger, je mehr Zeit zwischen dem Einspeichern der Informationen und deren Abruf vergeht. Dabei l?sst das Erinnern in der Zeit kurz nach dem Einspeichern besonders stark nach; im weiteren zeitlichen Verlauf mündet die Erinnerungsleistung in weniger starkem, weiterem Vergessen.


In ihrer kürzlich im renommierten Fachmagazin ?Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) ver?ffentlichten Studie zeigen Lukas Tri?l und Prof. Dr. Karl-Heinz B?uml, Inhaber des Lehrstuhls für Entwicklungs- und Kognitionspsychologie an der Universit?t Regensburg, mit Hilfe von drei Experimenten, dass der selektive Abruf eines Teils zu einem bestimmten Zeitpunkt eingespeicherter Informationen das zeitabh?ngige Vergessen unterbrechen kann. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网es gilt sowohl für die selektiv abgerufenen Inhalte selbst, als auch für die anderen, nicht selektiv abgerufenen Informationen. Dabei erreichen die Erinnerungsquoten für beide Materialien kurz nach dem selektiven Abruf Niveaus, wie sie kurz nach dem Einspeichern der Informationen noch vorlagen. Insbesondere zeigen die Experimente, dass diese Unterbrechung einen bleibenden Effekt induziert. So ?hnelt das neue zeitabh?ngige Vergessen nach dem selektiven Abruf dem ursprünglichen zeitabh?ngigen Vergessen unmittelbar nach dem Einspeichern, was darauf hinweist, dass selektiver Abruf - auf dem neuen, wieder erh?hten Erinnerungsniveau - einen Neustart zeitabh?ngigen Vergessen mit sich bringt und so zu einer Art ?Reset“ des Erinnerns führt.

?Vermutlich stellt selektiver Abruf den r?umlich-zeitlichen Kontext, so wie er beim Einspeichern der Informationen vorlag, im Ged?chtnis wieder her. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网er reaktivierte Kontext fungiert dann als Schlüssel, um die scheinbar vergessenen Inhalte wieder zum Leben zu erwecken“, erkl?rt Prof. B?uml.


Insgesamt nahmen an den drei Experimenten 728 Studierende aus unterschiedlichen deutschen Universit?ten teil. Sie alle lernten zun?chst eine Wortliste (Experimente 1 und 2) oder Prosamaterial (Experiment 3). Bei der einen H?lfte der Probanden wurde das zeitabh?ngige Vergessen nach dem Lernen bestimmt, ohne vorherigen selektiven Abruf. Die andere H?lfte der Probanden sollte nach einem Zeitintervall von 30, 90, 120 oder 180 Minuten einen bestimmten Teil der gelernten Informationen selektiv abrufen, bevor im Anschluss das zeitabh?ngige Vergessen aller Informationen bestimmt wurde. Sowohl die anf?nglichen Erinnerungsquoten - nach dem ursprünglichen Lernen bzw. nach dem selektiven Abruf – als auch das darauffolgende zeitabh?ngige Vergessen der beiden Probandengruppen fielen nahezu identisch aus.


Im Alltag ist der Abruf von zu einem bestimmten Zeitpunkt eingespeicherten Ged?chtnisinhalten oft selektiv und erfolgt erst nach einer gewissen zeitlichen Verz?gerung, wie beispielsweise im p?dagogischen Kontext, wenn Studierende sich auf Prüfungen vorbereiten, oder bei Zeugenbefragungen, wenn gezielt nach gewissen Detailinformationen gefragt wird. Die Ergebnisse legen nun nahe, dass selektiver Abruf in solchen Situationen das Erinnern von Personen verbessern kann: das Erinnern der abgerufenen, wie auch das Erinnern der restlichen Information.


?Die Befunde liefern auch eine post-hoc Rechtfertigung für die Vorgehensweise bei manchen Befragungs- und Interviewtechniken, bei denen das Erinnern von Personen für kritische Informationen dadurch verbessert werden soll, indem die Personen angehalten werden, sich an jedes, auch noch so irrelevant erscheinende Detail der ursprünglichen Informationen zu erinnern“, erkl?rt Prof. B?uml.

Originalpublikation

B?uml, Karl-Heinz T., Tri?l, L. (2022) Selective memory retrieval can revive forgotten memories. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)
https://doi.org/10.1073/pnas.2114377119 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Mit zunehmender Zeit seit dem Lernen tritt Vergessen auf. Selektiver Ged?chtnisabruf f?rdert den Abruf der noch nicht abgerufenen Informationen und startet das zeitabh?ngige Vergessen neu. 
Die Teilnehmer lernten Informationen, riefen einige dieser Informationen selektiv ab und wurden dann bezüglich der noch nicht abgerufenen Informationen befragt. 

Kontakt aufnehmen

Prof. Dr. Karl-Heinz T. B?uml

Universit?t Regensburg
Lehrstuhl für Entwicklungs- und Kognitionspsychologie
Telefon +49 (0) 941-943-3818
E-Mail karl-heinz.baeuml@ur.de

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