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Aktuelles: Area Studies: Neue Dissertationsprojekte

11. Jahrgang der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien startet an der UR – Regensburger Area-Studies-Preise für Anastasiia Marsheva und Jonas Schmitt

26. April 2023, von Margit Scheid

  • Auszeichnungen & Preise
  • Forschung

Zur Vorlesungszeit des Sommersemesters beginnt der 11. Jahrgang der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien (GSOSES UR) seine Forschung am Standort Regensburg. Die zehn Doktorand*innen boten G?sten und Kommiliton*innen bei einer Festveranstaltung am 20. April 2023 kurzweilige Einblicke in ihre Projekte (pitches). Professor Dr. Ulf Brunnbauer, Sprecher der Graduiertenschule und Akademischer Direktor des Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) sowie Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte Südost- und Osteuropas an der Universit?t Regensburg (UR), begrü?te die junge Gruppe internationaler Doktorand*innen gemeinsam mit dem Dekan der Fakult?t für Philosophie, Kunst, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, Professor Dr. Dirk Steuernagel, der Gleichstellungsbeauftragten der GSOSES UR, Professorin Dr. Sabine Koller, und Vertreter*innen aus Fakult?ten und universit?ren Unterstützungsstrukturen. Zwei weitere besondere Programmpunkte waren der Festvortrag von Professor Dr. Zoran Milutinovi? (University College London) und die Verleihung des Preises für herausragende Abschlussarbeiten des Jahres 2022 im Bereich Area Studies an der UR an Anastasiia Marsheva und Jonas Schmitt.

Internationale Impulse

Das 2012 ins Leben gerufene strukturierte Promotionsprogramm der Graduiertenschule will die internationale akademische Landschaft im Bereich der Area Studies oder Regionalwissenschaften mit neuen Impulsen versorgen. Zu den Zielen der Graduiertenschule, so ihr Sprecher Brunnbauer, geh?re nicht zuletzt ?ihr Beitrag zur Internationalisierung des akademischen Lebens in Regensburg und darüber hinaus“. In enger Kooperation mit dem IOS, dem Leibniz-WissenschaftsCampus ?Europa und Amerika in der modernen Welt“ und dem DIMAS – dem Department für interdisziplin?re und multiskalare Area Studies an der UR (ehemals CITAS) bietet das interdisziplin?re und fakult?tsübergreifende Promotionsprogramm der Fakult?ten für Philosophie, Kunst, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften (PKGG), Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, Katholische Theologie (SLK) und der Rechtswissenschaften den Promovierenden eine exzellente wissenschaftliche Infrastruktur zu ihren jeweiligen Forschungsgebieten. In organisatorischer Hinsicht werden die jungen Forscher*innen von der Gesch?ftsführerin der Graduiertenschule, Dr. Heidrun Hamersky und ihrem Team hinsichtlich aller Fragen, die im Laufe eines Doktorats auftauchen, betreut.


Projekte der Graduierten

In der Veranstaltung gaben die Early Career Researcher dem Publikum, in das sich auch die Betreuer*innen der Promovierenden und ?ltere Jahrg?nge der Graduiertenschule sowie SeeFField-Visiting Professorin Dr. Daniela Koleva von der Universit?t Sofia in Bulgarien mischten, Einblick in ihre Dissertationsprojekte. Die jungen Forschenden, die aus Albanien, Brasilien, Deutschland, Kroatien, Kosovo, Russland, Serbien und der Ukraine stammen, bearbeiten im nunmehr elften Jahrgang vielf?ltige gesellschaftspolitische Themen ebenso wie Fragestellungen mit rechtswissenschaftlichem, bildungspolitischem oder künstlerischem Kontext.

Tila de Almeida Mendon?a, noch in der Pre-Doc-Phase, setzt sich mit dem Bildungswesen im Warschauer Ghetto in den Jahren 1939-1943 auseinander und skizziert ein methodisch ebenso wie inhaltlich breites Feld an m?glichen Forschungsfragen (Betreuung: Prof. Dr. Natali Stegmann). Nikola Gaji? analysiert, wie Zeugenaussagen vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) zu den Kriegen der 1990er Jahre in Jugoslawien von verschiedenen Akteur*innen, etwa nationalistischen Politiker*innen, instrumentalisiert werden (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings).

Rina Geci blickt auf den Gesundheitssektor im Kosovo: Sie besch?ftigt sich mit dessen politischer Dimension, blickt auf Praktiken privater Anbieter*innen, dazugeh?rige M?rkte, etwa die Türkei oder die Vereinigten Arabischen Emirate, und analysiert die Folgen (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings).

Fatos Hoxha untersucht in seiner Doktorarbeit die gesellschaftliche Dynamik des Lebens der Arbeiter*innen im industriellen Bergbau-Komplex von Trep?a in Jahren gro?er verfassungsrechtlicher Ver?nderungen in Jugoslawien, 1960 bis 1980. Der Minen-Komplex ist ein besonderer Raum, unweit der bis heute administrativ und sprachlich geteilten Stadt Mitrovica im n?rdlichen Kosovo (Betreuung: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer). Anna Ivanova setzt sich in ihrer Dissertation anhand der Fallbeispiele Lviv und Charkiw damit auseinander, wie sich ukrainische St?dte staatlich-politisch und gesellschaftlich von allen Reminiszenzen der sowjetischen Herrschaft befreien. Sie blickt dabei auf Diskurse, Identit?ten, Symbole (Betreuung: Prof. Dr. Juliane Tomann). 

Marina Israilova setzt sich mit Sankt Petersburger Performance-Künstler*innen auseinander, die ihre Stadt aufgrund des Ukraine-Krieges verlassen haben: Die Doktorandin analysiert st?dtische R?ume, künstlerische und politische Strategien sowie translokale Communities (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings). Jana Vinga Martins interessiert sich für ?Europa im Museum“: Sie untersucht in ihrer Dissertation, wie Museen Europabilder und -narrative darstellen, am Beispiel des Deutschen Historischen Museums in Berlin, dem Tschechischen Nationalmuseum Prag und dem British Museum London (Betreuung: Prof. Dr. Juliane Tomann).

Oleksandr Nadtoka forscht zu historischer Forensik und betrachtet dabei insbesondere Historiker*innen und deren Expertenaussagen vor dem ICTY (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings). Sara ?eri? blickt auf Gastarbeiter*innen als Faktor der Modernisierung im sozialistischen Jugoslawien der Jahre 1968 bis 1989. Sie untersucht die Arbeitsmigration in l?ndlichen R?umen aller ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken und setzt sie in Kontext zu deren wirtschaftlicher Entwicklung (Betreuung: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer). Die Predoc-Stipendiatin des SeeFField-Projekts Silvana Farruku setzt sich mit Identit?tskonstruktionen auseinander und unterzieht Hassreden und Islamophobie in Albanien und im Kosovo einer kritischen Diskurs-Analyse (Betreuung: Prof. Dr. Bj?rn Hansen).

Regensburger Area-Studies-Preis

Professor Dr. Ulf Brunnbauer verlieh im Verlauf der Veranstaltung auch den Regensburger Preis für herausragende Abschlussarbeiten im Bereich Area Studies, der aufgrund der exzellenten Einreichungen 2022 mit zwei Preistr?ger*innen aufwartete.

Ein Area-Studies-Preis ging an Anastasiia Marsheva, derzeit Doktorandin und Stipendiatin am International Graduate Centre for the Study of Culture der Justus-Liebig-Universit?t Gie?en. Sie erhielt den Preis für ihre Masterarbeit zum Selbstbild junger Menschen aus Russland. Die Untersuchung entstand im Rahmen des Masterstudiengangs Ost-West-Studien an der Universit?t Regensburg, den Anastasiia Marsheva im Sommersemester 2022 abschloss (Betreuung: Prof. Dr. Anne Brüske, Prof. Dr. Ger Duijzings). Aktuell besch?ftigt sich die junge Forscherin mit ethnienübergreifenden Identit?tskonstrukten von Menschen mit Migrationshintergrund aus 'Ost'-, 'Mittelost'- und 'Südosteuropa'.

Der andere Area-Studies-Preis ging an Jonas Schmitt, Lehrer an der Mittelschule in Neutraubling. Jonas Schmitt setzt sich interdisziplin?r mit der nachhaltigen Verwaltung von Gemeinschaftsressourcen auseinander und untersuchte in seiner Zulassungsarbeit, wie sich der N?hstoffeintrag Bayerns ins Donaudelta im Kontext der EU-Beitrittsverhandlungen Rum?niens bewerten l?sst (Betreuung: Prof. Dr. Rainer Liedtke, Prof. Dr. Ger Duijzings). Als Werkstudent an der bayerischen Landesagentur für Energie und Klimaschutz setzt sich Jonas Schmitt auch weiterhin mit Fragen politischer Zusammenh?nge, sozialer Gerechtigkeit, ?kologischer Konformit?t und globaler Nachhaltigkeit auseinander.

Area Studies im 21. Jahrhundert

Zum Festvortrag der Er?ffnungsfeier begrü?te Brunnbauer Dr. Zoran Milutinovi?, Professor für südslawische Literatur und moderne Literaturtheorie an der UCL School of Slavonic and East European Studies am University College London. Milutinovi? setzte sich in seinem Vortrag mit dem Forschungsgebiet Area Studies auseinander, argumentierte, dass sie Fragen stellten, die keine einzelne Disziplin stellen kann, und pl?dierte dafür, Area Studies eher metaphorisch als metonymisch zu begreifen.

Der Wissenschaftler will Area Studies nicht als Summe von Regionalkenntnissen verstanden wissen, sondern als eine Metadisziplin, die disziplin?re Bemühungen zu einem Feld theoretischer Innovation und Experimente anregt und in dem neue Fragen gestellt, Begriffsvokabeln vorgeschlagen und neue Perspektiven erprobt werden. {web_name} bedeute aber gewisserma?en auch, sich in einer Art permanenter Krise zu befinden, so Milutinovi?, immer auf der Suche nach einem geeigneten Gegenstand zu sein und sich in einem fortw?hrenden Zustand methodologischer Unsicherheit zu befinden. 

Vielf?ltige Angebote der UR

Neben ihrer jeweiligen individuellen Forschung, betreut von Professor*innen der UR, k?nnen die Graduierten eine Vielzahl von Angeboten der Universit?t Regensburg wahrnehmen. Dazu geh?ren die Angebote des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik, die Dr. Birgit Hawelka pr?sentierte; das Zentrum für Sprache und Kommunikation, zu dessen vielf?ltigen Angeboten – von Sprachkursen bis akademischer Schreibberatung – Dr. Julia Reinel die Promovierenden einlud. Dr. Angela Weil-Jung stellte das Zentrum für wissenschaftlichen Nachwuchs der UR (WIN) und dessen M?glichkeiten sowie Initiativen von (Post-)Docs für (Post-)Docs der UR vor.

twa.

Informationen/Kontakt

?ber die Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien UR (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Zum Regensburger Area-Studies-Preis (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Der Festvortrag von Prof. Dr. Zoran Milutinovi?, University College London (externer Link, ?ffnet neues Fenster), ist in der Mediathek der UR verfügbar.

Bei Fragen zu Doktorand*innen oder zur Graduiertenschule an der Universit?t Regensburg:  Dr. Heidrun Hamersky, Gesch?ftsführerin.

E-Mail: heidrun.hamersky​(at)​ur.de (?ffnet Ihr E-Mail-Programm)

Foto: Wagensohn/UR
Doktorand*innen der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien an der Universit?t Regensburg mit ihren Betreuer*innen.
Foto: Wagensohn/UR
Akademischer Direktor des IOS und Sprecher der Graduiertenschule, Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, zeichnete Jonas Schmitt (l.) und Anastasiia Marsheva (r.) mit dem Regensburger Area-Studies-Preis aus.
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