Die Abschlusstagung des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rderten Graduiertenkollegs (GRK) 2337 ?Metropolit?t in der Vormoderne. Ergebnisse und Perspektiven“ vom 12. – 15. November 2025 an der Universit?t Regensburg widmete sich mit dem Bezug auf das Metropolit?tskonzept den spezifischen religi?sen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen R?umen, Reichweiten, Kommunikationsfeldern und Verflechtungen vormoderner St?dte.
Die Fragestellung des GRK verbinde ?Vergangenheit und Gegenwart auf besondere Weise“, sagte UR-Vizepr?sident für Forschung und Nachwuchsf?rderung, Professor Dr. Ernst Tamm, am Er?ffnungsabend der Tagung im EmmeramForum der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in der Stadt Regensburg.
Mehr als 40 Promovierende aus fünf L?ndern, vier Postdocs, drei Koordinatorinnen und zehn Professorinnen und Professoren der Universit?t Regensburg arbeiteten im Betreuungsteam des GRK unter Leitung von dessen Sprecher Professor Dr. J?rg Oberste (Professur für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der UR) fast neun Jahre zusammen.
Interdisziplin?re Querschnittsthemen
Bei der Tagung blickten Forschende aller Karrierestufen in so spannenden wie bereichernden Beitr?gen bilanzierend auf die Forschungsergebnisse des interdisziplin?ren Graduiertenkollegs und verorteten diese im gr??eren nationalen und internationalen Forschungsdiskurs zu Metropolen, ihrer Urbanit?t, Zentralit?t und Geschichtlichkeit.
?Die strukturellen Zusammenh?nge, die uns schon im Einrichtungsantrag nicht vom Plural der vormodernen Metropolen, sondern vom Abstraktum Metropolit?t sprechen lie?en, haben wir immer wieder durch interdisziplin?re Querschnittsthemen aufgerufen, gut ablesbar an den Themen der vergangenen Jahrestagungen“, erinnerte J?rg Oberste: etwa zu st?dtischen R?umen, zu Stadtsprachen, urbanen Rechtskulturen, st?dtischen Architekturen, repr?sentativen Objekten, Frühformen der Globalisierung oder zum Spannungsverh?ltnis zwischen monarchischer und metropolitaner Herrschaft.
Foto: UR / Elias Wiedemann Was macht eine Gro?stadt zu einer Metropole?
Antworten auf diese ?komplexe wie faszinierende Frage“, wie UR-Vizepr?sident Tamm sagte, sind schwierig: So zeigt sich das Spezifikum von Metropolit?t doch eher in Zuschreibungen als in harten Faktoren: Man denke beispielsweise an Rom: ?Die Zuschreibung oder Geltendmachung von globaler Bedeutsamkeit für die Konstruktion einer longue durée der Metropole erscheint – und zwar bis heute – als entscheidender Baustein: die Metropole als global city. Es sind eben die imperiale Vergangenheit und die Apostelgr?ber, die Roms Stellung als Weltstadt auch noch im 9. Jahrhundert zementieren“, sagte Oberste zu Tagungsbeginn. Ganz offensichtlich bis ins 21. Jahrhundert: Viele assoziieren Rom als ?die ewige Stadt“.
Die Entwicklung von Metropolen zeige sich in Prozessen, die über Jahrhunderte hinweg nicht enden und auch die Gegenwart pr?gten, r?sonierte UR-Vizepr?sident Tamm, der an die beeindruckende Interdisziplinarit?t des GRK erinnerte: Das Team komme aus Geschichte, Theologie, Arch?ologie, Sprachwissenschaft oder Kunstgeschichte und forschte neun Jahre gemeinsam – in dieser Breite keine Selbstverst?ndlichkeit, so Tamm.
Foto: UR / Elias Wiedemann Relevanz und Erkenntnispotenzial
?Das Stichwort Metropolit?t verweist auf einen Bedeutungsüberschuss, der viele Aspekte enth?lt. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e repr?sentieren Strahlkraft und Innovationspotential bedeutender St?dte – dem Graduiertenkolleg gelang es, mit vielen innovativen Zugriffen Metropolen in historischer Perspektive neu zu betrachten und dadurch einen gro?en Erkenntniszuwachs zu gewinnen“, sagt Nora Toaspern M.A., die sich um die wissenschaftliche Koordination kümmert.
In seinen Kolloquien und internen Diskussionen blickte das GRK-Team seit 2017 immer m?glichst ganzheitlich auf die komplexe soziale Konstruktion einer vormodernen Metropole, um wirtschaftliche und soziale, um politische, religi?se und rechtliche, um demografische, literarische und sprachliche Perspektiven zu verfolgen.
Verflechtungsgeschichten und Geltungsansprüche
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) f?rderte das GRK 2337 seit 2017; die zweite Laufzeit endet im M?rz 2026. ?Wichtigster Kooperationspartner des Kollegs an der Universit?t Regensburg ist das Mittelalterzentrum Forum Mittelalter, das seit 2006 den Schwerpunkt der interdisziplin?ren St?dteforschung profiliert hat“, berichtet Dr. Susanne Ehrich. Sie hat die Koordination des Mittelalterzentrums inne und war Mitorganisatorin der Tagung.
Zu den internationalen Kooperationspartnern des GRK geh?ren UrbNet (Centre of Excellence of the Danish National Research Foundation); das Exzellenzcluster ROOTS an der CAU Kiel; das DFG-Forschungskolleg ?Urbanity and Religion“ in Erfurt, die Deutsch-Historischen Institute Rom und Paris sowie die Deutsche Arch?ologischen Institute Istanbul und Rom.
Bei der Abschlusstagung wurden in sieben thematischen Panels die Graduiertenprojekte diskutiert: Es ging um Kommunikation und Konflikt in der metropolitanen Gesellschaft, um Sakraltopographie, um arch?ologische Perspektiven auf das Umland von Metropolen, um urbane Eliten, um metropolitane Liturgien, um Herrschaft in der Metropole und um die Visualisierung der Metropole.
Flankiert wurden die Panels mit Beitr?gen der Principal Investigators der Universit?t Regensburg und Vortr?gen nationaler und internationaler Expertinnen und Experten, unter ihnen die Professorinnen und Professoren Dr. Karl Ubl (K?ln), Dr. Daniel Galadza (Rom), Dr. Harald Buchinger (Regensburg), Dr. Rubina Raja (Aarhus), Dr. Johannes Preiser-Kapeller (Wien), Dr. Jens Scheiner (G?ttingen) und Dr. Harriet Rudolph (Regensburg). Im Mittelpunkt der beeindruckenden Ausführungen standen K?ln, Jerusalem, Bagdad, Kairo oder Konstantinopel, es ging um Verflechtungsgeschichte, um Geltungsansprüche oder das Wechselspiel metropolitaner Netzwerke.
Foto: UR / Elias Wiedemann Internationale Exkursionen und besondere Formate
Stolz ist man beim GRK über die Etablierung der Byzantine und Jerusalem Talks; zahlreiche Gastvortr?ge renommierter Expertinnen und Experten wie Professor Dr. Walter Scheidel (Stanford University) sowie mehrere Exkursionen zu Metropolen der antiken, aber auch mittelalterlichen und modernen Welt: Es ging nach Jerusalem (2022), Trier (2022), Istanbul (2023), Sizilien mit Palermo (2025). Der Fokus lag auf spezifischen Projekten und wissenschaftlichen Fragestellungen der Graduierten.
Die Doktorandinnen und Doktoranden des Kollegs h?tten sich auf eine spannende wissenschaftliche Reise eingelassen, sagte UR-Vizepr?sident Tamm zu Tagungsbeginn, und bewiesen, ?dass Nachwuchsforschung an der Universit?t Regensburg auf internationalem Niveau stattfindet“.
Neben Ringvorlesungen mit renommierten Vortragenden organisierten die Doktorandinnen und Doktoranden zahlreiche Workshops und Tagungen, aus denen vielf?ltige Publikationen hervorgingen, viele aktuell im Erscheinen.
Darunter waren
- 2020 die Tagung ?Urban Space between the Roman Age and Late Antiquity. Continuity, Discontinuity and Changes”, organisiert von Arabella Cortese und Giulia Fioratto, zusammen mit UrbNet, Centre of Excellence of the Danish National Research Foundation;
- 2021 die Tagung ?editiones. Interdisziplin?re Perspektiven auf Editionsvorhaben in der digitalisierten Welt“, organisiert von Martin Berger und Maria Whitten, in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg 2196 ?Text-Dokument-Edition“ der Bergischen Universit?t Wuppertal;
- 2022 ?Using Spolia, (Re)Building Cities. Metropolitan Perspectives on Forms and Meanings of the Antique from the Hellenistic Period to the Middle Ages“, organisiert von Lorenzo Cigaina, Marco Esposito und Julian Zimmermann, zusammen mit Paolo Liverani (Università di Firenze)
- 2023 ?Die stinkende Stadt? Olfaktorische Perspektiven auf die Gro?stadt der Vormoderne“ organisiert von Arabella Cortese, Julian Zimmermann und Markus Zimmermann (Universit?t Bayreuth) und
- 2025 ?Frauenstimmen? Zur Resonanz weiblicher (Ohn-)Macht in vormodernen Metropolen“, organisiert von Isabell Hesse, Leda-Sophie Moors und Cherin Nabo.
Foto: UR / Elias Wiedemann Mehr Informationen
Die GRK-Abschlusstagung wurde in Kooperation mit dem Mittelalterzentrum ?Forum Mittelalter“ der UR organisiert und von der Regensburger Universit?tsstiftung Hans Vielberth und der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) in der Stadt Regensburg gef?rdert.
Ausgew?hlte Veranstaltungen 2017 bis 2026, darunter Tagungsberichte, Berichte über Forschungsreisen und vielf?ltige wissenschaftliche Veranstaltungen dokumentieren die Webseiten des GRK unter
www.go.ur.de/metropolitaet (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
Kontakt aufnehmen
Prof. Dr. J?rg Oberste, Dr. Susanne Ehrich
DFG-GRK 2337 ?Metropolit?t der Vormoderne“; Forum Mittelalter der UR
Fakult?t für Philosophie, Kunst, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften
Universit?t Regensburg
E-Mail: susanne.ehrich@ur.de