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Aktuelles: Erinnerung und die Generation Z

Einblicke in die Zusammenarbeit der UR mit der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg bei den Campuswochen der Arizona State University

29. Oktober 2021, von Margit Scheid

  • Forschung

Erinnern und Erinnerungskultur sind ein wesentliches Anliegen historisch-politischer Forschung und Bildungsarbeit. Holocaust und Nationalsozialismus geh?ren zu den Curricula an Schulen und Universit?ten – in Deutschland wie in den USA. Den Kindern und Enkelkindern der Weltkrieg-II-Generation vermittelten lange Zeit Gespr?che mit Zeitzeug:innen und ?berlebenden Orientierungswissen und Handlungskompetenz, die sie bef?higen sollten, sich für Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung einzusetzen. Doch wie l?sst sich der ?Generation Z“, den zwischen 1997 und 2012 Geborenen, angesichts der immer weniger werdenden Zahl von Zeitzeug:innen ein reflexiver und kritischer Umgang mit diesem Abschnitt deutscher Geschichte und den dazugeh?rigen Geschichtsbildern vermitteln?

百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Fragen und die damit verbundenen Herausforderungen standen am 26. Oktober 2021 im Rahmen der interdisziplin?ren Campuswochen an der Arizona State University (ASU) in einem gemeinsamen Projekt mit der Universit?t Regensburg (UR) zur Diskussion. Die Deutsche Botschaft in den USA unterstützte die Veranstaltung, die parallel in Tempe, Arizona, und Regensburg live aus der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg in der Oberpfalz übertragen wurde. Amerikanistin Dr. Birgit Hebel-Bauridl, Vorstandsmitglied des Leibniz WissenschaftsCampus Regensburg ?Europe and America in the Modern World“, hatte ein Panel aus UR-Studierenden,  Nachwuchswissenschaftler:innen, Künstler:innen und Mitarbeitenden der Gedenkst?tte mit innovativen Projekten und diversen Perspektiven zur Erinnerungsarbeit zusammengestellt und führte in die konzeptionellen Grundlagen der deutsch-amerikanischen Veranstaltung ein. Initiiert hatten die Veranstaltung an der ASU Dr. Volker Benkert und Dr. Christiane Reves, die das Online-Event moderierte.


Wie l?sst sich die Vergangenheit, insbesondere die Zeit zwischen 1933 und 1945, der Generation Z in postmigrantischen Gesellschaften n?herbringen?


Dennis Forster, wissenschaftlicher Mitarbeiter der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg, stellte das Theater-Projekt ReMember vor, an dem junge Menschen, unter ihnen Geflüchtete, mitwirken. Im Rahmen der Produktion greifen die Teilnehmenden Themen wie Angst, Widerstand und Rassismus auf. Forsters Kollege Johannes Lauer setzt sich unter anderem mit Social Media, insbesondere TikTok, und den damit verbundenen M?glichkeiten und Schwierigkeiten der Erinnerungsarbeit auseinander. Die Rostocker Künstlerin Dr. Andrea Zittlau begegnet verlassenen und überwachsenen Erinnerungsr?umen in ganz besonderer Weise: Aus gefundenen ?pfeln werden Chutneys, aus L?wenzahn Honig, aus Wildkr?utern Kosmetik. Die beschrifteten Kunstobjekte evozieren dramatische Diskrepanzen und l?sen weitergehende Diskussionen aus.


In vier Videos berichteten Regensburger Studierende und Doktorand:innen über pers?nliche Erfahrungen und ihre jeweiligen Projekte in Romanistik, Amerikanistik und European American Studies. Rye Bittl analysiert Selfies und Instagram-Bilder, die an Erinnerungsorten entstehen und zu Missinterpretationen und Verlust des historischen Diskurses führen. Katya Davis erz?hlte von ihrem pers?nlichen Zugang zum Erinnerungsort Flossenbürg, von ihrer Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Alltags-Rassismus in Deutschland und den USA.


Carina Ehrnsperger griff in ihrem Video ein Podcast-Projekt deutscher und franz?sischer Studierender zum Alltag im Konzentrationslager Flossenbürg auf, das im Rahmen eines Seminars von Professorin Dr. Isabella von Treskow entstand und unl?ngst mit dem Prix de l’Academie de Berlin 2021 ausgezeichnet wurde. Tamara Heger sprach über ihre Dissertation, in der sie die Befreiung des KZ Flossenbürg aus der Perspektive amerikanischer Soldat:innen betrachtet und unter anderem deren Briefe und Interviews analysiert.


Die Zukunft der Erinnerung skizzierten Professor Dr. J?rg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg, und Universit?tspr?sident Professor Dr. Udo Hebel, der die Verknüpfung von Zukunft und Vergangenheit als untrennbar und unaufl?slich beschrieb. Hebel und Skriebeleit, die über die multidisziplin?ren Forschungs- und Lehrbeziehungen zwischen Universit?t und Gedenkst?tte berichteten, begründeten mit der Institutionalisierung der Kooperation der beiden Institutionen im August 2018 eine neue Dimension der Erinnerungsarbeit. Sie erl?uterten die internen und externen Synergieeffekte der vielf?ltigen, themenorientierten Zusammenarbeit. Die gemeinsamen Projekte spiegeln nicht zuletzt die gesellschaftliche Verantwortung als wesentliche Komponente des universit?ren Selbstverst?ndnisses.


In diesem Kontext steht auch das neu gegründete Zentrum Erinnerungskultur an der Universit?t Regensburg, das gemeinsame Aktivit?ten zwischen UR und Gedenkst?tte sowie historisch und thematisch weiter ausgreifende Vorhaben koordiniert und bündelt, berichtete Pr?sident Hebel. Professor Dr. J?rg Skriebeleit, der das Zentrum Erinnerungskultur gemeinsam mit dem Regensburger Historiker Professor Dr. Bernhard L?ffler leitet, gab in seinen Ausführungen berührende Einblicke in die t?gliche Arbeit der KZ-Gedenkst?tte. Er hob die Einzigartigkeit der Kooperation zwischen Gedenkst?tte und Universit?t Regensburg hervor - Vergleichbares gebe es weder in Deutschland noch europaweit.

v.l.n.r.: Prof. Dr. Ursula Regener, Vizepr?sidentin für Internationalisierung und Diversity, Prof. Dr. J?rg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkst?tte Flossenbürg, Pr?sident Prof. Dr. Udo Hebel, Dr. Birgit Hebel-Bauridl, Vorstandsmitglied des Leibniz WissenschaftsCampus Regensburg ?Europe and America in the Modern World“
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