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DaF - Theatergruppe Babylon - Aufführungen - 2014

ein musikalisches M?rchen in zwei Teilen

von ?d?n von Horvath

im Theater an der Uni

vom 1. bis 5. Juli


inhalt

Das M?rchen von ?d?n von Horvath spielt im Himmel auf der Erde und in der H?lle und erz?hlt die Geschichte der Familie Steinthaler und vor allem ihrer Tochter, der Opers?ngerin Luise Steinthaler.

Erster Teil
Im Himmel:
Frau Steinthaler ist gestorben und kommt in den Himmel. Dort erz?hlt sie Petrus, dass sie sich sehr viele Sorgen um ihre Tochter Luise macht, die Operns?ngerin werden will und dabei keine Unterstützung findet.
Auf der Erde/Vor dem Bühnentürl
Luise wartet vor dem Bühnetürl auf den Intendanten, weil sie ihm vorsingen m?chte. Der Bühnenportier versucht sie zu verjagen und auch Lauterbach, der erfolglose und angetrunkene Hilfsregisseur mit Zahnweh macht sich lustig über sie. Als der Intendant kommt, hat er keine Zeit für sie und Luise bleibt allein zurück.
Im Himmel:
Frau Steinthaler macht sich immer mehr Sorgen um Luise und kann auch im Himmel nicht glücklich werden. Sie gibt die Schuld ihrem Mann, der nur getrunken und sich nie um seine Familie gekümmert hat.
In der H?lle
Die Verdammten beschweren sich bei den Vizeteufeln und gerade als die versuchen, sie zum Schweigen zu bringen, kommt der Teufel. Zwei verdammte Seelen beschweren sich und der Teufel bestraft sie.
Auf der Erde/Vor dem Bühnentürl
Luise wartet vor dem Bühnentürl und erf?hrt, dass der Intendant gestorben ist und sie vergeblich wartet. Aber sie entschlie?t sich, auf den neuen Intendanten zu warten.
In der H?lle
Der Intendant ist in die H?lle gekommen, weil er mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen hatte. Er hatte seine Seele verkauft, um ein erfolgreicher Intendant zu werden.? Aber da er Schmerzen mag, gef?llt es ihm in der H?lle, Erst als der Teufel ihm androht, z?rtlich zu ihm zu sein, bekommt er Angst und darf auf die Erde zurück, weil er dem Teufel eine neue Seele für die Ewigkeit verspricht.
Auf der Erde/Vor dem Bühnentürl
Lauterbach kommt betrunken zum Bühnetürl, wo Luise und der Bühnenportier warten. Er wollte feiern, dass der Intendant tot ist, aber dieser ist wieder ins Leben zurückgekehrt und da hat er aus Verzweiflung weiter getrunken. Der Intendant erkennt, dass Luise eine gute Kandidatin ist, um ihre Seele dem Teufel zu verkaufen und l?sst sie vorsingen.
Im Himmel
Frau Steinthaler ist vor Sorge um ihr Kind krank geworden - erst als Petrus erz?hlt, dass Luise vorsingen darf, wird sie wieder gesund. Aber für ihren Ruhm muss Luise ihre Seele dem Teufel verkaufen.
In der H?lle
Der Teufel merkt, dass seine Vizeteufel einen falschen Vetrag gemacht haben: Gerade als er sie tadelt, kommt Lauterbach in die H?lle, weil er betrunken in ein Motorrad gelaufen ist.
Auf der Erde/Vor dem Bühnentürl
Luise ist ein gro?er Star geworden und viele Autogrammj?ger warten auf sie. Aber damit ist sie nicht glücklich, weil sie langsam Angst bekommt, da sie für ihren Ruhm ja ihre Seele verkauft hat.

Zweiter Teil
Im Himmel
Frau Steinthaler freut sich über die? Zeitungsberichte über ihre berühmte Tochter, weil Petrus ihr noch immer nicht sagen konnte, dass Luise für den Ruhm ihre Seele dem Teufel verkauft hat.
In der H?lle
Lauterbach verabschiedet sich von dem Teufel, weil er jetzt gebessert in den Himmel darf. Der Teufel bittet ihn, auf dem Weg in den Himmel dem Intendanten einen Brief zu geben, in dem steht, dass er sofort in die H?lle kommen soll.
Auf der Erde/In Luises Garderobe
Lauterbach gibt den Brief für den Intendanten ab. Luise hat immer mehr Angst wegen ihres Teufelspaktes und immer weniger Vergnügen an ihrem Ruhm. Sie streitet sich mit dem Intendanten, muss aber auf die Bühne. Der Intendant liest w?hrenddessen seinen Brief.
Im Himmel
Lauterbach darf nicht in den Himmel, weil er zu nett zu dem Teufel war und so muss er auf die Erde zurück und? noch einmal versuchen, ein gutes Leben zu führen.
Auf der Erde/In Luises Garderobe/In der H?lle
W?hrend Luise in der Garderobe auf ihre Auftritte wartet, hat der Teufel ein Foto von ihr gesehen und m?chte nun eine Aff?re mit ihr anfangen. Er macht sich sch?n und geht auf die Erde. Aber Luise weist ihn ab und sie streiten. Sie bittet ihn, den Vertrag zu l?sen und er macht es aus Zorn. Das ist das Ende ihrer Karriere, da sie ihre Stimme verliert
Im Himmel
Als der Autogrammj?ger in den Himmel kommt, verr?t er Frau Steinthaler, dass Luise ihre Stimme verloren hat und kein Star mehr ist. Von Petrus erf?hrt Frau Steinthaler, dass Luise einen Pakt mit dem Teufel hat. Sie geht zu Gott und bittet um Gnade für ihr Kind.
Auf der Erde/Im Café
Luise sitzt im Café und schreibt einen Abschiedsbrief, weil sie sich umbringen m?chte, Lauterbach arbeitet in dem Kaffee als Kellner und h?lt sie fest, weil sie ihren Kaffee nicht mehr bezahlen kann.
Im Himmel
Frau Lauterbach hat auch für ihren Mann um Gnade gebeten und jetzt endlich geht es auch ihr gut.
Auf der Erde/Im Cafe
Lauterbach m?chte Luise laufen lassen, aber sie verlieben sich ineinander und Luise bleibt da und wartet auf ihn.
Im Himmel
Herr Steinthaler kommt aus der H?lle in den Himmel und vers?hnt sich dort mit seiner Frau.
In der H?lle
Der Teufel merkt, dass eine seiner Seelen - Herr Steinthaler - erl?st wurde und ist b?se.
Auf der Erde/Lauterbachs Zimmer
Luise hat einen Albtraum, aber Lauterbach nimmt ihn nicht ernst.
Im Himmel/In der H?lle
Der Teufel fragt Petrus, ob er in den Himmel zurück darf, und Petrus antwortet mit vielleicht, weil der Teufel ja die Seele von Luise freigegeben hat.


interpretation

In M?rchen sind Zauberfiguren wie Teufel, Hexen und Engel selbstverst?ndlich und auch, dass man in den Himmel oder in die H?lle kommen kann, muss weder motiviert noch erkl?rt werden. Und genau diese Selbstverst?ndlichkeit haben die H?lle und der Himmel auch in dem musikalischen M?rchen von ?d?n von Horváth, das wir dieses Jahr spielen.
Aber ist die M?rchenform und die Geschichte um die Pakte und Kompromisse, die Menschen eingehen, um Erfolg zu haben, wirklich Eskapismus, eine Ablenkung von den Ereignissen 1934, als Horváth dieses Stück geschrieben hat?
Oder trifft zu, was er in einem Interview gesagt hat, n?mlich dass man die M?rchenform für Kritik nutzen kann, die man nicht klar aussprechen darf?
Die Literaturkritiker haben sich bemüht, diese Zeitkritik in dem Stück zu finden und sie haben in der H?lle hinter dem Begriff “faschiert” (?sterreichisch für gehackt) und dem Teufelssystem einen Hinweis auf den Faschismus gesehen.
Auch wenn Horvath sich aus dem Repertoire der alten Zauberpossen und M?rchenstücke des Wiener Theaters bedient, so gibt er diesem Setting doch einen ganz eigenen Horvathschen Dreh und wegen dieses neuen Fokus haben wir das Stück gew?hlt.
Was uns an Horvaths Sprache und seinen Stücken fasziniert, ist, wie er die Sprachlosigkeit und die Ausweglosigkeit der Menschen zeichnen kann, die in geronnenen Floskeln ihre Tr?ume ausdrücken, die dann doch nur die immer gleichen Klischées vom Glück und obskure Obsessionen darstellen.
Es ist kein Zufall, dass der Teufel sich in dem Vertrag mit Luise ihre privatesten Gefühle überschreiben lassen will, denn er m?chte wieder Emotionen jenseits von Wut und Angst fühlen k?nnen, und eigentlich sollte man meinen, dass man bei einem Menschen, dem man seinen Herzenswusch erfüllt hat, ein bisschen Glück und Freude “mitfühlen” k?nnen sollte. Aber nein, Menschen sind nie zufrieden, und als Luise Erfolg hat, wünscht sie sich ein stereotypes Kleinbürgeridyll mit Mann, Kind und Wohnküche.
Dass der Teufel den Vertrag zerrei?t, hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass der merkt, dass diese privaten echten Gefühle, die er miterleben wollte, nur abgeschmackte Hollywood-Tr?ume sind und so letztendlich er betrogen wurde.
Und so h?ngen sie alle an ihren leeren Tr?umen und alten Verbitterungen fest, die Menschen in diesem Stück, ob sie jetzt im Himmel, auf der Erde oder in der H?lle gelandet sind. Die H?lle machen sie sich und den? anderen immer selbst - ob es nun Lauterbach ist, der immer mehr sein will und seinen Traum vom Erfolg nie erfüllt sieht oder Frau Steinthaler, die nur für Luise lebt und ihrem Mann nicht verzeihen kann.
Aber gerade Frau Steinthaler schenkt uns ein bisschen Hoffung darauf, dass wir uns aus dieser - allzu menschlichen - Unzufriedenheit befreien k?nnen. Denn sie erkennt, dass sie ihren Frieden - auch im Himmel - nur dann finden kann, wenn sie ihrem Mann verzeiht - und nicht mehr versucht, ihn zu ?ndern zu erziehen und nach ihren Wünschen zu formen.
Für die anderen Menschen in diesem Stück sehen wir aber nicht so optimistisch in die Zukunft. Denn auch Luise, die ja am Ende ihren neuen Herzenswunsch, das kleine Glück erfüllt bekommen, hat, bekommt in der letzten Szene nicht den Trost von Lauterbach, den sie sich wohl gewünscht hat. Wie wird es wohl mit den beiden weitergehen? ?hnlich wie bei ihren Eltern...
Dass man Muster nicht immer und immer wieder verwirklichen muss, sehen wir eher im Himmel und in der H?lle, denn St. Petrus und der Teufel haben mehr gemein, als man auf den ersten Blick meinen k?nnte. Auch wenn der Teufel aus Verzweiflung über die Schlamperei in seiner H?lle und das ganze Gejammer mit? Wut und Strafen reagiert - eigentlich kann er lernen, etwas ?ndern und sich vielleicht so bessern, dass er am Schluss wieder in den Himmel kommt. Denn es braucht ihn als das b?se Prinzip auch nicht, die H?lle k?nnen die Figuren in dem Stück sich und wir Menschen uns gut selbst bereiten. Und auch selbst damit wieder aufh?ren.

Luises Stimme

“Meinst du? Es ist eine Gehetztheit in mir, als müsst ich mich teilen– – und dann mu? ich an meine Mutter denken, aber ich wei? es nimmer, wie sie ausgesehen hat und pl?tzlich ist nichts mehr da. Ich auch nicht.” - das sagt Luise, als sie am Ende des ersten Teiles merkt, welchen Preis sie für die Erfüllung ihres Herzenswunsches zahlen muss.
Wir haben diese Teilung gezeigt, indem wir neben der privaten Luise Luises Stimme besetzt haben: Die ?u?ere Person, der gro?e Star, ist Verk?rperung der festen Rolle, in der wir alle in manchen Situationen auftreten: Als diese ?u?ere Person ist sie gefangen in den Erwartungen der anderen und ihren eigenen Pflichten.
Luises Stimme reflektiert die Erwartungen der anderen und zeigt, wie sich die Welt das Auftreten einer gro?en Diva vorstellt.
Dass sie aber mehr sieht und kennt als die gro?en Gefühle ihrer Opernarien, sehen wir, wenn sie mit? “ihrem” Lied - “Das Glück ist a Vogerl” - die Handlungen und Eigenschaften der privaten Luise spiegelt und kommentiert.


Rollen

St. Petrus

Ein kleiner Bub

Frau Steinthaler

Luise

Luises Stimme

Der Bühnenportier

Ein Dienstmann

Lauterbach

Intendant

Der Teufel

Zwei Vizeteufel

Zwei verdammte Seelen

Herr Steinthaler

Ein himmlischer Arzt

Eine himmlische Krankenschwester

Ein Autogrammj?ger

Die Garderobenhex

Der Inspizient

Der Dirigent

Julius C?sar

verdammte Seelen,

eine Gruppe Autogrammj?ger

?

Schauplatz: Die Bühne ist in drei übereinanderliegende Teile geteilt, und zwar: Himmel, Erde, H?lle.


autor

?d?n von Horváth wird am 9. Dezember 1901 in Fiume, heute Rijeka in Kroatien, geboren. Sein? Elternhaus kann man als eine ?typisch alt- ?sterreichisch-ungarische“ Gro?bürgerfamilie bezeichnen.
W?hrend seiner Kindheit wechselte die Familie wegen des Berufs des Vaters oft Land und Wohnort. ?d?n war gerade einmal eineinhalb Jahre alt, als die Familie nach Belgrad umzog. Er besuchte zun?chst Schulen in Budapest, München und Wien, wo er 1919 das Abitur machte
W?hrend seiner Schulzeit - so erz?hlte zumindest er selbst? - wechselt er viermal die Unterrichtssprache.
Anschlie?end übersiedelte er nach München und schrieb sich an der Universit?t für die F?cher Theaterwissenschaft und Germanistik ein.
Nachdem er sein Studium vorzeitig abgebrochen hatte, ging er nach Berlin und arbeitete dort als freier Schriftsteller.
1931 wurden seine beiden sehr bekannten Theaterstücke ?Italienische Nacht“ und ?Geschichten aus dem Wiener Wald“, für das er den Kleist-Preis erhielt, uraufgeführt.

“?d?n von Horváth bringt in seinen Stücken die Alltagsprobleme der einfachen Leute in ihrer eigenen Sprache auf die Bühnen der St?dte Berlin, Leipzig und Hamburg und gibt dem Theater seiner Zeit die entscheidenden Impulse für eine Neuorientierung. Dafür erh?lt er 1931 zusammen mit Erik Reger den Kleist-Preis.” (aus. www.literaturportal-bayern.de/autorenlexikon)

Durch den Erfolg wurde u.a. Carl Zuckmayer auf ihn aufmerksam und es begann eine Freundschaft zwischen ihnen.
Auch wenn sich Horváths Leben zu gr??ten Teilen in Metropolen abspielte, so zog es ihn doch zum Schreiben immer wieder aus der Gro?stadt in das beschauliche Murnau in Oberbayern. Hier fühlte er sich sehr wohl und schien eine Art ?Heimat“ gefunden zu haben, denn er stellte im April 1927 einen Antrag auf Einbürgerung, welcher jedoch abgelehnt wurde. In der Folgezeit? bezeichnete er sich dann verst?rkt als Weltbürger.? 1933 musste Horváth dann nach Budapest reisen, um seine ungarische Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren. In seinen Theaterstücken kritisierte er immer wieder den aufkommenden Nationalsozialismus und bezog Stellung gegen dessen Anh?ngerschaft. Den Nazis missfiel er zunehmend. Nachdem sie seinetwegen eine Hausdurchsuchung im elterlichen Haus vorgenommen hatten, verlie? der Schriftsteller 1933 Deutschland. 1934 kehrte er wieder nach Berlin zurück, doch eine Untersuchung, die gegen ihn eingeleitet wurde, zwang ihn, das Land nun für immer zu verlassen. Bis zum ?berfall der Nazis auf ?sterreich lebte er in Wien. Auf Umwegen gelangte er nach Paris, wo er am 1. Juni 1938 auf den Champs-?lysées? w?hrend eines Gewitters von einem herunterstürzenden Ast erschlagen wurde.

“?d?n von Horváth gilt als Erneuerer des Volksstücks, Chronist seiner Zeit und Diagnostiker des Kleinbürgertums. Seine Stücke und Romane haben bis heute nichts an Aktualit?t eingebü?t.”
(aus. www.literaturportal-bayern.de/autorenlexikon)



  1. Universit?t Regensburg