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DaF - Theatergruppe Babylon - Aufführungen - 2025

"Zum gro?en Wurstel"

Burleske in einem Akt

nach Arthur Schnitzler

im Theater an der Uni

8.,9.,10., 11. und 12. Juli


Inhalt

?Zum gro?en Wurstel“ zeigt uns einen Ausschnitt aus einem Abend im Wiener Wurstelprater und ganz konkret die Aufführung eines Stückes auf der Marionettenbühne. Zu dem Ausschnitt geh?rt aber auch das ganze Drumherum, also die verschiedenen Zuschauenden - Kritiker, Bürgersfamilien und Handwerker - und ein kleiner Blick in die Unterhaltungsmaschinerie eines Vergnügungsparks mit dem Direktor, dem Dichter, dem Akkoerdeonspieler und allen anderen, die zu einem Vergnügungspark geh?ren.

Auf der Marionettenbühne wird ein Marionettenstück gespielt, in dem der letzte Tag des namenlosen Helden gezeigt wird - er ist ein typischer, junger, lediger Mann aus besseren Kreisen. Aufgrund einer Verwechslung hat er von dem Herzog von Lawin eine Aufforderung zum Duell erhalten, weil der ihm unterstellt, dass er eine Affaire mit seiner Frau hat.?
Das stimmt zwar nicht, aber der Held versucht nun, sein Leben in Ordnung zu bringen. Seine Geliebte, das ?sü?e M?del“ Liesl soll gut versorgt als seine Ehefrau zurückbleiben und seine beiden Freunde m?chte er als Sekundanten für sein Duell gewinnen.
Allerdings geht von Anfang an so einiges schief: Auch wenn der Held keine Affaire mit der Herzogin von Lawin hat, stellt sich heraus, dass das bei seinen beiden Freunden anders ist.
Und dann kommt auch noch die Herzogin vorbei und versucht, ihn zu verführen. Als er sich gerade mit H?nden und Fü?en wehrt, wird au?erdem auch noch der Herzog angekündigt.
Die Herzogin flieht in sein Schlafzimmer und der Held muss eine lange und angeberische Demonstration der vielen Talente und gro?en Kraft des Herzogs über sich ergehen lassen. Eigentlich ist der Herzog aber gekommen, um sich zu entschuldigen, da er in der Zwischenzeit herausgefunden hat, dass er den Held f?lschlicherweise verd?chtigt hat. Der Vorwurf des Betrugs dreht sich auch sehr schnell um, da sich herausstellt, dass Liesl den Helden mit dem Herzog betrogen hat. Als der Held daraufhin versucht, den Herzog zu einen Duell zu fordern, lehnt der ab, da er sich nicht für ein M?dchen aus dem Volk duelliert.
Der Herzog geht ab - und der Held bleibt betrogen zurück, mit der ohnm?chtigen Liesl zu seinen Fü?en. Seine Racheidee ist, nun mit der Herzogin, die ja immer noch in seinem Schlafzimmer steckt, eine Affaire anzufangen. Die m?chte aber nichts mehr von ihm wissen, da sie nur an dem Drama um Duelle und Tod und nicht an ihm interessiert war.
Als Liesl aus ihrer Ohnmacht erwacht, schl?gt der Held ihr einen Selbstmordpakt vor - den Liesl aber emp?rt ablehnt. In diese Auseinandersetzung platzen der Vater von Liesl und ihr Verlobter:? Der Vater stammt aus dem kleinbürgerlichen Milieu und wirft dem Helden seine Unmoral und die Ausbeutung seiner Tochter vor. W?hrenddessen finden Liesl und ihr Verlobter wieder zueinander, die drei gehen glücklich ab und der Held beschlie?t nach einem Tag verschiedener Versuche zu sterben, einfach alleine Selbstmord zu begehen.?

Der wirkliche Tod, der ihn besuchen kommt, macht ihm aber schnell klar, dass er eigenlich gar nicht sterben will - und vor allem ist er das Zeichen, dass der nur auf Sensation und Sentiment angelegte Plot des Stückes, in dem Handlungen nicht aus sich heraus entstehen, sondern nur immer wieder erkl?rt und erkl?rt werden, endgültig auseinanderklappt.
Denn die Zuschauer haben schon von Anfang an das Geschehen auf der Marionettenbühne fasziniert, gelassen und kritisch begleitet - und der Dichter und der Direktor haben ihre Kritik an dem Stück und an ihren gegenseitigen und sich wiedersprechenden Rettungsversuchen mitgespielt und gezeigt.
Und mit dem Auftreten des Todes passiert zweierlei: Zum einen wird es Teilen des Publikums jetzt doch zu bunt. W?hrend manche Zuschauenden für ihr Geld einen sch?nen Schluss sehen wollen, zeigen andere aus dem Publikum ganz deutlich, dass ihnen das dann doch zu bl?d ist.
W?hrend der Direktor alles versucht, um diesen Aufruhr unter Kontrolle zu bekommen - und auch beinahe Erfolg hat, beschlie?en die Marionetten auf der Bühne, sich jetzt von der Herrschaft des Textes und den Ideen des Dichters zu befreien und nach ihren eigenen Wünschen weiterzuspielen.

Soweit kommt es aber nicht - denn jetzt tritt ein Unbekannter auf, der ihnen die F?den durchschneidet - und in die Freude des Dichters hinein demonstriert, wer auf dieser Bühne noch alles an F?den h?ngt ...


Interpretation

Es gibt Sachen, die sind so schlecht, dass sie schon wieder gut sind - kennen Sie diese Reaktion gegenüber Kitsch, K?tzchenbildern und den Plot-Twists von Seifenopern und Trash-Movies?
Dass dieser fr?hliche und konsequente Verzicht auf innere Logik, Spannungsaufbau und Motivation von Handlungen seine eigene Faszination hat, das zeigt unter anderem, dass es Hitlisten mit den schlechtesten Filmen aller Zeiten gibt und Fans, die diese Filmen - wahrscheinlich nicht immer rein ironisch? - zu genie?en wissen.
Und das Stück auf der Marionettenbühne hat durchaus das Zeug dazu, in den illustren Reigen der schlechtesten Stücke aller Zeiten aufgenommen zu werden: Wir haben einen geschw?tzigen Helden, der durch Duelle und Selbstmordpakte versucht, würdevoll zu sterben - und sich dabei auch ziemlich gut gef?llt - und wir haben einen v?llig misslungenen Tag, w?hrend dessen dauernd irgendwelche Leute zu Besuch kommen, um ihn zu verführen, sich zu entschuldigen und ihn anzuklagen.
Seine Geliebte h?lt seine Idee von dem gemeinsamen Liebestod für nicht so toll - und als er dem Tod dann leibhaftig begegnet, zeigt sich, dass unter der zuerst beeindruckenden Maske doch der Hanswurst steckt - und wir als Menschen zur L?cherlichkeit geboren sind.

Und das Stück auf der Marionettenbühne ist auch schamlos und vergnügt - einfach schlecht. In jeder ?Entwicklung“ der Handlung stereotyp, ein Kondensat der Sensationsdramatik der Zeit - und damit alle es auf jeden Fall verstehen, hat der Dichter des Stückes (der auf der Zuschauerbühne nerv?s der Premiere seines Meisterwerks beiwohnt) auch noch eine Figur in das Stück hineingeschrieben, die jede Handlung ein weiteres Mal kommentiert und erkl?rt. Nur zur Sicherheit, falls es irgendjemandem noch nicht klar war...

Fasziniert hat uns aber nicht diese Qualit?t des Marionettenstücks - auch wenn wir zugeben müssen, dass manche der Reime uns nach neun Monaten immer noch zum Lachen bringen, fasziniert hat uns die Sprache und Kunst von Arthur Schnitzler, der in diesem Stück Sensationsstücke vom Flie?band persifliert, die Kritikertypen, denen er als Dramatiker begegnet, ein bisschen l?cherlich macht, seine eigene Existenz als Dichter ironisch beleuchtet, die Theatermaschinerie zeigt, wie sie knarrt und stottert - und das alles in einer furiosen Stunde, in der es zwischen den Ebenen hin- und hergeht, dass es einem schwindlig wird. Es ist ein gro?er Theaterspa?: Wenn wir dem Theaterdirektor und Leiter einer Marionettenbühne als Praktiker dabei zusehen, wie er Sensationsmomente in das Stück zu schmuggeln versucht, um das Publikum bei Laune zu halten, w?hrend der Dichter bei der Uraufführung seines Stückes vor Nervosit?t schier vergeht - und hin- und hergerissen wird zwischen dem Drang, jede einzelne seiner Zeilen zu verteidigen und das zu streichen, was das Publikum ganz klar nicht mag oder nicht versteht.

Das ist die eine Sache: Ein Stück mit Zuschauenden und Backstage als Ganzes zu spielen, mit Kommentarebenen und Theaterskandal, macht - das geben wir offen zu - einfach unglaublichen Spa?. Vor allem dann, wenn Zuschauer- und Marionetteneben zusammen dann wieder kunstvoll verflochten und komponiert eine durchaus nicht mehr triviale Handlung ergeben.

Aber auch das ist noch zu kurz gegriffen: Denn in dieser Burleske? werden wird auch mit ernsteren Fragen konfroniert. Auf der Marionettenbühne spielen Menschen Marionetten - angeh?ngt an Schnüre und so ein Symbol für Unfreiheit. Denn wenn wir Marionetten genau betrachten, dann ist ihnen eben nicht nur wie Schauspielern der Text vor-geschrieben, sondern auch jede Bewegung wird direkt von au?en, vom Puppenspieler, vorgegeben. Wie leicht ist es, sich selbst freier und selbstbestimmter als diese Puppen zu fühlen, die eigenen Motive und Gefühle als individuell und differenziert zu sehen und nicht als so ?h?lzern“ wie das, was unsere Puppen da treiben.
Ihr kurzer Moment der Rebellion wird rüde beendet, indem ihre F?den durchgeschnitten werden - und der Unbekannte l?sst uns alle mit der Frage zurück, wie frei wir eigentlich wirklich sind, an welchen F?den wir h?ngen und welchen Zw?ngen wir gehorchen müssen oder auch nur aus Bequemlichkeit gehorchen.

Wir müssen noch eine Sache zugeben: Schnitzler hat ein ?Insiderstück“ geschrieben - und deswegen mussten wir ihn mit auf die Bühne stellen, damit er uns? - über hundert Jahre sp?ter - erkl?ren kann, was da alles passiert. An der Figur des Schnitzler ist nicht der Dichter schuld ...


Zum Autor

Arthur Schnitzler wurde 15. 5. 1862 in Wien geboren und starb dort am? 21. 10. 1931.? ? Zwischen 1879-1884 studierte er an der Universit?t Wien Medizin und promovierte 1885 in Medizin. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Studienzeit wurde unterbrochen durch seinen Milit?rdienst, den er 1882/83 als Einj?hrig-Freiwilliger am Garnisonsspital in Wien absolvierte.

Um 1885 kam es auch zu der Bekanntschaft mit Sigmund Freud, die beiden teilten das Interesse für das Un- und Unterbewusste. W?hrend Schnitzler an verschiedenen Wiener Krankenh?usern als Assistentarzt arbeitete, intensivierte sich sein Interesse für das Schriftstellertum. 1888 ver?ffentlichte er die Einakter um ?Anatol“ und ab 1890 geh?rte er dem Kreis der ?Wiener Moderne“ an. Er ist einer der bedeutendsten Kritiker der ?sterreichisch-ungarischen ?K und K“-Gesellschaft und ihrer Entwicklung um die Jahrhundertwende.
1893 gab er ?seine Stellung an der Klinik auf, führte zwar eine Privatpraxis, wandte sich aber vorrangig seiner (zun?chst auch noch fach-)schriftsteller. T?tigkeit zu. Die wiss[enschaftlich] geschulte Sichtweise des Arztes beeinflu?te jedoch auch weiterhin sein literar[isches] Schaffen, h?ufig wird die Figur des Arztes zum Protagonisten“. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Schnitzler_Arthur_1862_1931.xml;

1897 ver?ffentlichte er ?Der Reigen“, einen Zyklus von zehn dramatischen Dialogen - der allerdings von der Zensur verboten wird und erst 24 Jahre sp?ter uraufgeführt. Bis zu seinem Tod schreibt er zahlreiche Dramen, die teils sozialkritische, teils psychologische Themen behandeln. Er geh?rte zu den meistgespielten Dramatikern auf deutschen Bühnen.
In der Novelle ?Leutnant Gustl“ (1901) tritt der innere Monolog als Ausdruckform auf, Schnitzler wird wegen ?der Angriffe auf den Ehrenkodex des ?sterreichischen Milit?rs“ (https://www.dhm.de/lemo/biografie/arthur-schnitzler) in diesem Text der Rang eines Re? ? ? ? serveoffiziers aberkannt. 1903 heiratete er Olga Gussmann - vor 1914 war? er mit? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? mehr als 200 Aufführungen am Burgtheater der meistgespielte Autor.
W?hrend des Ersten Weltkriegs ist er jedoch einer der wenigen ?sterreichisch-ungarischen Intellektuellen, die schon zu Beginn des Ersten Weltkriegs die allgemeine Kriegsbegeisterung nicht teilen. Die Popularit?t seiner Stücke geht deutlich zurück. (https://www.dhm.de/lemo/biografie/arthur-schnitzler)
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Scheidung von seiner Frau (1921) ist Schnitzlers Leben in den letzten zehn Jahren von einer zunehmenden Isolation aufgrund von psychischen und physischen Problemen gepr?gt. Auch Ehrungen wie die erste Pr?sidentschaft des ?sterreichischen PEN-Clubs (1923) und die Verleihung des Burgtheaterrings (1926) konnten diese Isolierung nicht durchbrechen.
?
?Nach seinem Tod wurde die Wirkung [Schnitzlers], die weit über Europa hinausging, durch die polit[ischen] Ereignisse der 30er Jahre und die Verbrennung seiner Werke durch die Nationalsozialisten gewaltsam unterbrochen; erst seit den 60er Jahren w?chst die Wertsch?tzung für seine krit[ische] Beobachtungskunst, wird [Schnitzlers zunehmend vom Klischeebild des ?Dichters der versunkenen Welt“, des Frivol-Erot[ischen] befreit und seine zutiefst eth[ische] Grundhaltung gesehen.“https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Schnitzler_Arthur_1862_1931.xml?frames=yes?

?In den 1970er Jahren wurden die sozialkritischen Aspekte seines Werks st?rker wahrgenommen; nun entdeckte man auch [Schnitzlers] scharfen Blick für die asymmetrischen Geschlechterverh?ltnisse seiner Zeit, womit seine ?Frauennovellen“ in den Vordergrund rückten; die Meisterschaft der sp?ten Prosa wurde ersichtlich.[...] Im Zeichen der Postmoderne bewertete man auch [Schnitzlers] Thematik von Traum, Schein und Spiel, von Geschichte und Zufall neu. Auf komplexe und vieldeutige Weise reflektiert [Schnitzler] die Sprache als psychisches Zeichensystem, als Kodifizierung von Erinnerung, als versagendes Kommunikations- wie als wirksames Machtmittel. Psychologische und ?sthetische Dichte hat seinem Werk weltweite Geltung verschafft.“ (https://www.deutsche-biographie.de/sfz22625.html#ndbcontent)

Unter Verwendung von:
www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Schnitzler_Arthur_1862_1931.xml
www.dhm.de/lemo/biografie/arthur-schnitzler
www.deutsche-biographie.de/sfz22625.html
Informationen zum Stück und die gestrichene Stelle des Raisoneurs von
www.schnitzler-edition.net/emendtext/10118


Rollen

Zum gro?en Wurstel

Burleske in einem Akt

Personen

Der Direktor

Der Dichter

Der Wohlwollende

Der Bissige

Der Naive

Ein Bürger

Seine Frau

Zweiter Bürger

Seine beiden T?chter

Erster Skandalmacher

Zweiter Skandalmacher

Der Graf von Charolais

Der Meister

Ein Ringk?mpfer

Ein Herr im Parkett

Ein Unbekannter im blauen Mantel

Bürger, Soldaten, Kellner, Kinder etc.

Personen des Marionetten-Theaters

Der Herzog von Lawin

Die Herzogin von Lawin

Der Held dieses Stückes

Der traurige Freund

Der heitere Freund

Liesl

Der düstere Kanzlist, ihr Vater

Ein Vetter Brackenburgs, ihr Br?utigam

Der R?soneur

Ein stummer Herr

Ein zweiter stummer Herr

Ein totes M?dchen

Ein Diener

Der Tod



  1. Universit?t Regensburg

Theatergruppe Babylon

Andreas Legner
Christine Kramel
Dr. Armin Wolff

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