Professor Dr. Alexander Hellgardt, Lehrstuhlinhaber für Bürgerliches Recht, Unternehmensrecht und Grundlagen des Rechts an der Universit?t Regensburg, erh?lt für sein Forschungsprojekt ?Regulatory Instruments in the Real World“ eine Million Euro F?rdergeld von der VolkswagenStiftung. Der Rechtswissenschaftler setzt sich in den kommenden Jahren intensiv mit der Steuerungsfunktion des Rechts, der ?Regulierung“, auseinander. Er will unterschiedliche Regulierungsinstrumente unter Rückgriff auf etablierte Methoden der empirischen Sozialforschung empirisch untersuchen und vergleichen. Vorrangig sollen statistische Daten verwendet werden, aber auch durch Feldexperimente, klassische Labor- und Virtual Reality-Experimente will der Rechtswissenschaftler Daten generieren. Zudem sollen Computersimulationen auf Grundlage von Big Data zum Einsatz kommen. Sachlich soll sich das Forschungsprogramm zun?chst auf zwei Referenzgebiete konzentrieren: ?Finanzm?rkte und Aktiengesellschaften“ und die sogenannte ?Verkehrswende“, also der Versuch, den CO2-Aussto? des Stra?enverkehrs signifikant zu senken.
Ein enormes Desiderat im Bereich der empirischen Rechtsforschung
?Es gibt noch ein enormes Desiderat im Bereich der empirischen Rechtsforschung“, sagt Professor Dr. Alexander Hellgardt. Die Ergebnisse des von der VolkswagenStiftung nun mit einer Million Euro gef?rderten Forschungsprojektes für die kommenden sieben Jahre werden nicht nur das Grundlagenwissen über die Funktionsweise des Rechts erweitern, sondern haben auch wichtige Implikationen für die Praxis der Gesetzgebung, Beh?rden und Gerichte. Die F?rderung k?nne ein erster Schritt dazu sein, ein ganz neues Forschungsfeld für die Rechtswissenschaft systematisch zu erschlie?en. Denn die klassische Rechtswissenschaft besch?ftigt sich mit der Auslegung und Systematisierung des Rechts. ?Welche Auswirkungen die geltenden Regeln haben, wird dagegen bislang nicht von der Rechtswissenschaft, sondern ein bisschen von der Rechtssoziologie, teils der Sozialpsychologie und vor allem der ?konomie erforscht. Dabei ist das Erkenntnisinteresse aber immer vom jeweiligen Fach getrieben“, so der Wissenschaftler. Nicht untersucht werden von der Rechtswissenschaft bislang so wichtige Fragen, wie ?Welches Regulierungsinstrument eignet sich am besten zur Erreichung eines (politisch vorgegebenen) Regulierungsziels?“, ?Welche Nebenwirkungen hat ein bestimmtes Regulierungsinstrument?“, ?Wie kann man das Recht so anwenden, dass das Regulierungsziel m?glichst gef?rdert und Nebenwirkungen m?glichst vermieden werden?“
Empirische Untersuchung der verhaltenssteuernden Wirkung des Rechts
In seiner Forschung besch?ftigt sich Alexander Hellgardt schon l?nger mit der verhaltenssteuernden Wirkung des Rechts, bislang aber rein theoretisch. So hat er in seiner Habilitationsschrift, die als juristisches Buch des Jahres 2017 ausgezeichnet wurde, eine umfassende Systematik von Regulierungsinstrumenten, Regulierungszielen, Regulierungsstrategien und Regulierungskonzepten entwickelt und unterschiedliche Regulierungsinstrumente hinsichtlich der Kriterien Zielgenauigkeit, Nebenwirkungen und Kosten eingestuft. Letztlich sind das aber Fragen, die nur empirisch beantwortet werden k?nnen: ?Ich habe mich daher entschlossen, ein neues Forschungsprogramm zu starten, um systematisch empirisch die verhaltenssteuernde Wirkung des Rechts aus rechtswissenschaftlicher Sicht zu untersuchen.“ Alexander Hellgardts Forschungsprogramm ist sehr umfassend gedacht und wird ihn mindestens zehn bis 15 Jahre besch?ftigen. Die F?rderung durch die VolkswagenStiftung beschreibt der Jurist als ?genialen Einstieg“. ?ber sieben Jahre wird seine Forschung durch gro?zügige Personal- und Sachmittel gef?rdert. Das er?ffnet ihm selbst Zeit und Ressourcen, sein Forschungsprogramm so aufzustellen, dass er im Anschluss einzelne Projektantr?ge und m?glicherweise einen gro?en Folgeantrag stellen kann.
Kooperation mit der Fakult?t für Informatik und Data Science geplant
Die momentan gew?hlten zwei Referenzgebiete sollen sp?ter ausgeweitet werden, damit die Ergebnisse verallgemeinerbar sind. Zudem plant der Rechtswissenschaftler in der zweiten H?lfte des Projekts mit der neuen Fakult?t für Informatik und Data Science zu kooperieren und auch Big-Data-Analysen zur Simulation von Reaktionen auf unterschiedliche Regulierungsinstrumente einzusetzen. Eine interdisziplin?re Zusammenarbeit, die den Pr?sidenten der Universit?t Regensburg, Professor Dr. Udo Hebel, ebenso freut wie die F?rderung des Projektes durch die VolkswagenStiftung: ?Glückwunsch an Alexander Hellgardt. Seine interdisziplin?r relevanten Fragestellungen erm?glichen neue Blicke auf eine vernetzte Welt. Die Dynamiken dieser Welt nehmen wir an der Universit?t Regensburg als eines unserer Gestaltungsfelder besonders in den Blick. Die VolkswagenStiftung schafft mit dieser F?rderung einen essentiellen Freiraum, den solche Themenfelder ben?tigen.“
Forschung anhand existierender Daten und Datensets aus Computerexperimenten
Die Referenzgebiete bzw. Beispielsfelder, mit denen Alexander Hellgardt startet, sind ?Finanzm?rkte und Aktiengesellschaften“ sowie die ?Verkehrswende“. ?Insbesondere im ersten Bereich gibt es eine Vielzahl existierender Daten, die ich für meine Forschung verwenden kann“, so der Wissenschaftler. ?H?ufig werde ich aber eigene Daten generieren müssen, um die mich interessierenden Detailfragen zu analysieren. Die Idee ist, durch Computerexperimente und Virtual Reality-Experimente solche eigenen Datensets zu generieren.“ Besonders gut eigne sich dafür die Verkehrswende, weil es dabei um Alltagserfahrungen gehe: ?So k?nnte zum Beispiel eine Situation aus dem Stra?enverkehr simuliert werden und es tauchen dann unterschiedliche Verkehrsschilder auf, um zu testen, welche rechtlichen Sanktionen dazu führen, dass eilige Fahrer tats?chlich langsamer fahren.“ Ein anderes Beispiel: Es wird simuliert, dass man einen wichtigen Termin hat, aber nur mit dem 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网el-Fahrzeug, nicht aber mit dem umweltfreundlichen Fahrrad rechtzeitig da sein wird. Dann lie?e sich testen, unter Einsatz welcher Regulierungsinstrumente die Menschen umsteigen (Geldbu?e, Führerscheinverlust, sehr hoher 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网elpreis, kostenloses E-Bike etc.) und wann sie doch das Auto nehmen.
Forschungsprogramm fügt sich in die Neuausrichtung der Fakult?t ein
Wichtig ist Alexander Hellgardt, dass sich sein Forschungsprogramm in die Neuausrichtung der Fakult?t für Rechtswissenschaft einfügt. Sie will den Einsatz sozialwissenschaftlicher Methoden st?rken, wodurch zugleich vielf?ltige Anknüpfungspunkte für interdisziplin?re Vernetzung entstehen: ?百利宫_百利宫娱乐平台¥官网em Ziel dient etwa auch die derzeit ausgeschriebene W3-Professur für Transregionale Normentwicklung. Andererseits st?rkt das Forschungsprogramm unsere Ausrichtung auf dem Bereich Digitalisierung. Hier haben wir drei Tenure-Track-Juniorprofessuren erhalten, von denen die erste gerade besetzt wurde und die zweite in Kürze ausgeschrieben werden wird. Ein neuer Masterstudiengang und die Einführung eines Bachelor-Abschlusses in diesem Bereich sind derzeit in Arbeit.“
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Prof. Dr. Alexander Hellgardt
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E-Mail alexander.hellgardt@ur.de