Fürst Maximilian Karl von Thurn und Taxis, geboren 1802 in Regensburg, war seit seinem 25. Lebensjahr bis zu seinem Tod 1871 das Oberhaupt des Hauses Thurn und Taxis – und somit auch Leiter der Thurn und Taxis-Post, bis er diese Einrichtung 1867 an den preu?ischen Staat verlor. Das Haus Thurn und Taxis hatte seit der frühen Neuzeit die Kaiserliche Reichspost betrieben, mit dem Ende des Heiligen R?mischen Reiches wurde die Thurn und Taxis-Post zum Privatunternehmen umgestaltet. Mit dieser Einrichtung besch?ftigt sich Nadja Springer M.A. im Rahmen ihrer Dissertation am Lehrstuhl für Europ?ische Geschichte mit Unterstützung des Fürst Thurn und Taxis Zentralarchivs in Regensburg.
Beim Studieren der archivierten Akten kam sie zu der Erkenntnis, dass die Thurn und Taxis-Post bereits in Zügen Methoden und Strukturen moderner ?ffentlichkeitsarbeit aufwies, die für die damalige Zeit untypisch und erstaunlich fortschrittlich waren. Das Ziel ist nun herauszufinden, wo die Thurn und Taxis-Post anzusiedeln ist zwischen traditionellen Kommunikationsformen und reflektierter ?ffentlichkeitsarbeit und inwiefern damit das Schicksal des Postunternehmens beeinflusst werden konnte.
Zwar unterhielt die über 150 Jahre alte Einrichtung nicht direkt etwas, das wir heute als Abteilung für ?ffentlichkeitsarbeit bezeichnen würden, dennoch bestehen einige Parallelen. So verfügte die Thurn und Taxis-Post bereits über eine hervorragende Vernetzung zwischen dem Sitz des Fürstenhauses in Regensburg, der Postzentrale in Frankfurt am Main und den zahlreichen Post?mtern in vielen deutschen Klein- und Mittelstaaten. Durch die schnelle interne Kommunikation waren stets alle Beteiligten auf dem neusten Stand, was für die Mitte des 19. Jahrhunderts alles andere als selbstverst?ndlich war. Zus?tzlich war das Fürstenhaus Herausgeber der Ober-Post-Amts-Zeitung, sp?ter Frankfurter Postzeitung, mit Redaktion in Frankfurt, was eine ungew?hnliche Schnittstelle zur ?ffentlichkeit bot.
Am spannendsten hierbei ist jedoch, dass die Thurn und Taxis-Post schon damals eine frühe Form des Mediamonitoring betrieben hat. Fast wie in einem modernen Pressespiegel wurden Zeitungen, Artikel und andere Schriftstücke gesammelt, in denen es thematisch um die Institution ging. So war es m?glich, sich ein Bild zu davon zu machen, wie man in der ?ffentlichkeit wahrgenommen wurde. Ob nicht zuletzt dieses selbstreflektierte Vorgehen aus heutiger Sicht mitverantwortlich dafür gewesen sein k?nnte, dass sich die Thurn und Taxis-Post als Unternehmen so lange halten konnte, obwohl sie sich einer Vielzahl an Krisen stellen musste, m?chte Nadja Springer in ihrer Forschungsarbeit beantworten.
Weiterführende Informationen
- Webseite von Nadja Springer am Lehrstuhl für Europ?ische Geschichte
- Homepage "Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek und Zentralarchiv"
Thomas Oberst, Jahrgang 1992, Student im Masterstudiengang ?Geschichte: Europ?ische Gesellschaften im Wandel“ an der Universit?t Regensburg unterstützt seit 8. M?rz 2021 den Bereich Kommunikation & Marketing als Praktikant. Dabei berichtet er u. a. über aktuelle Forschungsprojekte am Institut für Geschichte. Bisher in dieser Reihe erschienen: Die Ursprünge der Umweltbewegung in Deutschland (externer Link, ?ffnet neues Fenster)
