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Aktuelles: Der Appetit der Ameisen…

Dr. Enik? Csata, Humboldt-Stipendiatin am Institut für Zoologie, erforscht, wie Parasiten sich auf Leben und Sozialstruktur von Ameisen auswirken

21. Mai 2021, von Tanja Wagensohn

Biologie des Verhaltens und der Sinne: Auf diesem Feld forscht Dr. Enik? Csata derzeit an der Fakult?t für Biologie und Vorklinische Medizin der Universit?t Regensburg mit einem Forschungsstipendium für Postdoktorand:innen der Alexander von Humboldt-Stiftung. Sie arbeitet dabei unter anderem mit Professor Dr. Joachim Ruther (Chemische ?kologie) und Professor Dr. Jürgen Heinze, Inhaber des Lehrstuhls für Evolution und Zellbiologie, zusammen. Aktuell untersucht die Biologin die Auswirkung eines ektoparasitischen Pilzes auf die Lebensweise und vor allem die Sozialstruktur einheimischer Ameisen der Gattung Myrmica. W?hrend ihres MSc- und PhD-Studiums an der Babe?-Bolyai-Universit?t im rum?nischen Cluj-Napoca interessierte sich die Biologin bereits für die Thematik Wechselwirkungen zwischen Wirt und Parasit und konzentrierte sich dann haupts?chlich auf Ameisen und ihre Parasiten. Ihre erste Postdoc-Station vor der UR war die Universit?t Toulouse in Südfrankreich. Ameisen zu studieren ist für Enik? Csata nicht nur ein Beruf, sondern auch Hobby und Leidenschaft.


Willkommen an der Universit?t Regensburg, Enik? Csata! Ameisen, deren Parasiten und Ern?hrung – wie sieht Ihr Forschungsansatz aus, welche Fragen leiten Ihren Alltag im Labor?

Enik? Csata: Was und wie viel wir essen, wirkt sich stark auf unser Leben aus. Zum Beispiel ist eine ausgewogene Ern?hrung mit ausreichenden N?hrstoffen und angemessenen Kalorien eine entscheidende Voraussetzung für eine gute Gesundheit. Eine gute Ern?hrung tr?gt zu einem gesunden Leben bei. Ebenso beeintr?chtigt eine schlechte Ern?hrung die individuellen F?higkeiten zur Bek?mpfung von Infektionen und infolgedessen das ?berleben des Organismus. Das ist auch Thema bei Insekten: In meiner Forschung versuche ich unter anderem, die Frage zu beantworten, welche N?hrstoffe Parasiten von ihren Wirtsameisen beziehen. Darauf basierend stellt sich eine weitere Frage: Kann es sein, dass Parasiten das kollektive Verhalten eines Ameisenwirts beeinflussen?


K?nnen Sie uns das an einem Beispiel erkl?ren?

Wir wissen, dass Einzeltiere nach einer Infektion h?ufig ihre Futterwahl ?ndern, um die Immunfunktion zu erh?hen. Ob soziale Tiere, die Nahrung für ihre Brut oder für Nestkameraden sammeln, ihre N?hrstoffaufnahme an die Infektionszust?nde ihrer Sozialpartner anpassen, ist praktisch unerforscht. Mein Projekt an der UR soll zeigen, dass soziale Tiere wie Ameisen auch Appetit auf Gesundheit haben. Im Fokus meiner Forschung steht dabei die Ameisenart Myrmica scabrinodis, die Trockenrasen-Knotenameise, und ein parasit?rer Pilz, Rickia wasmannii, der ungew?hnlich und wenig bekannt ist: 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网er Pilz w?chst auf der Kutikula der Ameisen und sorgt für ein “behaartes” Erscheinungsbild. Bei sozialen Insekten haben wir nicht so viele Informationen über den Zusammenhang zwischen Parasiten und Ern?hrung. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Informationen versuche ich zusammenzutragen.

Wie machen Sie das?

Kurz gesagt: Ich koche die meiste Zeit verschiedene Di?ten für die Ameisen, mische verschiedene Mengen an Aminos?uren, Zucker, Fetts?uren usw. und beobachte dann, wie sich die Ameisen im Kontext verschiedener Di?ten verhalten, etwa, wie sie sich putzen. Wir erwarten, dass einige der Di?ten den infizierten Ameisen helfen werden, den parasitischen Pilz zu bek?mpfen. Also verbringe ich mehr Zeit damit, für meine Ameisen zu kochen als für mich selbst…


Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, an der UR zu forschen?

In den letzten sechs Jahren war ich ein sehr h?ufiger Gast an der Fakult?t für Biologie und Vorklinische Medizin der UR. Das erste Mal kam ich als Doktorandin im zweiten Jahr mit einem Erasmus-Stipendium in das Labor von Professor Dr. Jürgen Heinze. Hier zu arbeiten ist für mich die perfekte Wahl: Professor Heinze ist einer der führenden Verhaltens- und Evolutionsbiologen in Europa. W?hrend meines ersten Aufenthalts an der UR traf ich wundervolle Forscher:innen und arbeitete sehr konstruktiv mit allen im Labor zusammen. Dann bekam ich eine kurzfristige Finanzierung vom DAAD, also kam ich noch einmal zurück. Bei meinem Aufenthalt an der UR lernte ich, neue Methoden anzuwenden. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Erfahrungen konnte ich an meine Kolleg:innen der Fakult?t für Biologie und Geologie meiner Heimatuniversit?t, der Babe?-Bolyai-Universit?t, weitergeben. Sp?ter wurde für mich ein Traum wahr, als ich ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung erhielt und Professor Jürgen Heinze es mir erm?glichte, mein Projekt in seinem Labor durchzuführen. Aus früheren Erfahrungen wei? ich, wie wichtig das Arbeitsumfeld für die Unterstützung der Mitglieder der Gruppe ist, insbesondere bei neuen Herausforderungen. Für mich ist es wichtig, in einer Gruppe zu arbeiten, in der alle offen und bereit sind, Probleme im Forschungskontext anzusprechen und gemeinsam L?sungen zu erarbeiten. Ich erlebe eine sch?ne, offene und freundliche Atmosph?re hier am Institut.


 

 


Ihr Bild zeigt Sie beim Sammeln von Ameisen in Lappland. Wie entdecken Sie ihre ?Forschungsobjekte“?

Nach dem europ?ischen Kongress der Internationalen Union zur Erforschung sozialer Insekten in Helsinki machte ich mit einem Freund eine Wanderung in Lappland, und w?hrend dieser Reise hatten wir auch forschungstechnisch Glück: Wir entdeckten rote Holzameisen, die mit dem Pilz Pandora formicae infiziert waren. Was man dabei wissen muss, ist, dass dieser Pilz Ameisen zu regelrechten Zombies macht. Bevor der Pilz ausbricht, werden die sterbenden Ameisenarbeiterinnen extrem unruhig und aufgeregt. Sie klettern an Pflanzen auf und ab, halten sich schlie?lich mit ihren Unterkiefern fest und sterben in diesem ?Todesgriff“. Grund dafür ist der Pilz: Er verzehrt in rascher Geschwindigkeit die Muskeln der Ameisen und legt so ihr zentrales Nervensystem lahm. Nach solchen Dingen halte ich überall Ausschau. Da ich die meiste Zeit im Labor verbringe, nutze ich jede Gelegenheit, biologische Vielfalt bei Exkursionen an die unterschiedlichsten Orte zu entdecken. 2018 etwa war ich im Amazonas-Regenwald in Brasilien, der mich sehr faszinierte.


Au?erhalb der Forschung – gibt es etwas, das Sie an der Universit?t Regensburg besonders m?gen?
 

Die Liste ist ziemlich lang, um ehrlich zu sein, aber als Biologin und Zoologin fallen mir als erstes die Insektenhotels ein. Es ist sehr sch?n zu sehen, dass die UR Insektenhotels auf dem Campus installiert hat und dass sie auch von vielen verschiedenen Insekten besetzt sind. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Insektenhotels bieten Schutz und beherbergen eine Vielzahl von Insekten. Sie sind besonders wichtig für die Best?uber, von denen wir abh?ngig sind, deren Anzahl jedoch dramatisch zurückgegangen ist. Ich mag den grünen Campus sehr, es gibt Wiesen und auch einen wundersch?nen botanischen Garten. Für mich ist es wichtig, von einer grünen Umgebung umgeben zu sein, weil sie mir viel Energie und Freude im Alltag spendet.


Danke für das Gespr?ch, Enik? Csata!


Weiterführende Informationen

Fotos ? Katalin Er?s
Foto: Ciprian Mihali, published in: Csata, E., Er?s, K. & Markó, B. Effects of the ectoparasitic fungus Rickia wasmannii on its ant host Myrmica scabrinodis: changes in host mortality and behavior. Insect. Soc. 61, 247–252 (2014).https://doi.org/10.1007/s00040-014-0349-3
Von Parasiten befallener Kopf einer Trockenrasen-Knotenameise.
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