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Aktuelles: Tiere vor Gericht? Strukturelles Durchsetzungsdefizit im Tierschutzrecht

UR-Wissenschaftlerin mit Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis ausgezeichnet

18. M?rz 2025, von Kommunikation & Marketing

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Dr. Nina Kerstensteiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für ?ffentliches Recht und Politik der Universit?t Regensburg, wurde mit dem Felix Wankel Tierschutz-Juniorforschungspreis 2025 ausgezeichnet. Sie erh?lt die mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre an der Universit?t Regensburg angefertigte Dissertation ?Tiere vor Gericht? Strukturelles Durchsetzungsdefizit im Tierschutzrecht“. 

Das deutsche Tierschutzrecht geh?rt zu den strengsten der Welt, doch es weist erhebliche Umsetzungsschw?chen auf. In ihrer Dissertation untersucht Dr. Kerstensteiner, wie diese Diskrepanz zwischen gesetzlichen Zielvorstellungen und der Realit?t überwunden werden kann. Insbesondere fehlt es an gerichtlichen Kontrollm?glichkeiten bei Verst??en gegen das Tierschutzgesetz. Es besteht die paradoxe Situation, dass Belange der Tierhalter eingeklagt werden k?nnen, Belange des Tierschutzes hingegen nicht. So ist lediglich ein ?zu viel“ an Tierschutz, nicht jedoch ein ?zu wenig“ an Tierschutz gerichtlich überprüfbar. Die Arbeit gibt Aufschluss darüber, wie sich das vorliegende strukturelle Implementationsdefizit im Tierschutzrecht verringern l?sst. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen zwei zentrale Fragen: Welche Instrumente k?nnen zur L?sung des Problems beitragen? Und lassen sich diese – auch ohne legislative Initiative – über den Weg der Gerichte umsetzen? 

Gruppenbild mit zwei M?nnern, die ein l?chelnde junge Frau flankieren, die einen Blumenstrau? und eine Urkunde in die Kamera h?lt. Foto: UR/Dr. Marion Selig
Forschungspreistr?gerin Dr. Nina Kerstensteiner mit Prof. Dr. Reinhard Straubinger, Dekan der Tier?rztlichen Fakult?t der LMU (links) und Dr. Thomas Meysen, Felix Wankel Stiftung (rechts)

Insgesamt zeigt sich, dass die Einführung einer Verbandsklage die Vollzugs- und Implementierungsschw?chen des Tierschutzrechts kurzfristig ohne aufw?ndige Restrukturierungsma?nahmen ausgleichen kann, ohne dabei den Weg zur tierlichen Rechtsf?higkeit zu versperren. Die Stellung des Tieres im Verwaltungsrecht entspricht dem aktuellen gesellschaftlichen Verst?ndnis vom Tiernicht. Es sind gesetzliche Reformen notwendig, um das geltende Recht effektiv durchsetzbar zu machen. Eine umfangreiche Fallstudie zeigt, dass strategische Klagen – auch wenn sie vor Gericht nicht immer erfolgreich sind – die gesellschaftliche Akzeptanz der Idee der tierlichen Rechtsf?higkeit f?rdern. Die Prozesse schaffen den notwendigen soziokulturellen Raum, um Tiere als potenzielle Tr?ger von Rechten zu etablieren. Die Arbeit tr?gt wesentlich zur Weiterentwicklung des Tierschutzrechts bei und er?ffnet neue Perspektiven für einen effektiveren Schutz von Tieren.

?Ich freue mich über die Auszeichnung. Der Preis würdigt die Forschung aus verschiedenen Disziplinen, und genau das ist im Tierschutz wichtig: Für eine wirksame Weiterentwicklung des Tierschutzes ist es entscheidend, dass verschiedene Fachrichtungen und Perspektiven – etwa aus der Tiermedizin, Biologie, Ethik und Rechtswissenschaft – zusammengedacht werden“, erkl?rt Dr. Kerstensteiner. Und weiter: ?Die Verleihung dieser Auszeichnung unterstreicht die Relevanz meiner Forschung und motiviert mich, weiter an rechtlichen L?sungen für ein gerechteres Miteinander von Mensch, Tier und Natur zu arbeiten.“

?ber den Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis

Der Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis wird durch die Tier?rztliche Fakult?t der Ludwig-Maximilians-Universit?t München in der Regel alle zwei Jahre für hervorragende, experimentelle und innovative wissenschaftliche Arbeiten verliehen, deren Ziel bzw. Ergebnis es ist, Tierversuche zu ersetzen oder einzuschr?nken, den Tierschutz generell zu f?rdern, die Gesundheit und tiergerechte Unterbringung von Versuchs-, Heim- und Nutztieren zu gew?hrleisten oder die Grundlagenforschung zur Verbesserung des Tierschutzes zu unterstützen. Der Preis ist mit maximal 30.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden nur Personen und Gruppen, die in der Forschung im In- oder Ausland t?tig sind und von Wissenschaftlern sowie Mitgliedern zum Beispiel von wissenschaftlichen Institutionen, von Fachgesellschaften und von Beh?rden sowie von Wissenschaftsredaktionen vorgeschlagen werden. Die Arbeiten sollen neueren Ursprungs sein und eigene Forschungsergebnisse enthalten.

Tiere vor Gericht - ?ber Tierschutz und gesellschaftlichen Wertewandel - Ein Gespr?ch mit Nina Kerstensteiner (externer Link, ?ffnet neues Fenster) auf dem UR Science Blog.

Kontakt aufnehmen

Dr. Nina Kerstensteiner, Ass. iur.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Fakult?t für Rechtswissenschaft
Lehrstuhl für ?ffentliches Recht und Politik (Prof. Dr. Alexander Graser)
Universit?t Regensburg
E-Mail: nina.kerstensteiner@ur.de

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