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Aktuelles: ?wie seine Voreltern gelebt, was sie erduldet und erfahren…“

Universit?tsbibliothek Regensburg digitalisiert Stadtchronik Burglengenfelds aus dem 19. Jahrhundert

15. Oktober 2020, von Margit Scheid

Die Universit?tsbibliothek Regensburg hat die ?Chronica Burglengenfeldensis“, eine handschriftlich verfasste Stadtchronik für Burglengenfeld in der Oberpfalz von 1846ff., digitalisiert und ver?ffentlicht. Damit ist das 750 Seiten starke Werk von Anton Paulus erstmals seit rund 20 Jahren wieder allgemein zug?nglich. Das Original wird im Oberpf?lzer Volkskundemuseum Burglengenfeld aufbewahrt und aufgrund seines Alters und da es sich um ein unersetzbares Einzelstück handelt, nur in streng geregelten Einzelf?llen für die Einsichtnahme herausgegeben. Ab sofort ist das Werk als Teil der Digitalen Sammlungen der Universit?tsbibliothek jederzeit online verfügbar: Interessierte Leserinnen und Leser k?nnen die mit Tinte in deutscher Handschrift geschriebenen Seiten in aller Ruhe und gut ausgeleuchtet auf dem Bildschirm ?durchbl?ttern“. Da die Handschrift im Original meist nur von Expert*innen entziffert und gelesen werden kann, hat die Universit?tsbibliothek auch die ?bertragung des handschriftlichen Textes in Druckbuchstaben in ihr Digitalisat eingebunden.


Dass die Universit?tsbibliothek Regensburg Kenntnis von der Stadtchronik erhalten hat und die Digitalisierung des Buchs besorgen konnte, ist den Recherchen von Bibliotheksmitarbeiterin Claudia Kulke für ?EODOPEN“ zu verdanken: Im Rahmen dieses Projekts arbeitet die UBR zusammen mit weiteren 14 Partnerbibliotheken in elf L?ndern daran, Bücher aus dem 20. Jahrhundert zu digitalisieren und für die Allgemeinheit verfügbar zu machen. Denn auch Werke aus dem eigentlich gar nicht lange zurückliegenden letzten Jahrhundert k?nnen durchaus schwierig zu beschaffen sein – zum Teil, weil sie bereits vergriffen sind und nicht wieder aufgelegt werden, zum Teil, weil sie aufgrund des s?urehaltigen Papiers, auf dem sie gedruckt wurden, kurz vor dem Zerfall stehen. Claudia Kulkes Aufgabe im Rahmen des Projekts ist es, über das Netzwerk der Universit?tsbibliothek nach Werken und Schriftenreihen aus dem 20. Jahrhundert zu gehen, die über den Buchhandel oder ?ffentliche Bibliotheken nicht mehr verfügbar sind, und die für eine Digitalisierung zur Verfügung stehen. Sind entsprechende Werke gefunden, recherchiert Kulke das Urheberrecht der Bücher: Wann ist das Werk erschienen, ist es bereits vergriffen, wer ist der Autor/die Autorin, stimmen Urheber oder Verlag der Digitalisierung zu etc.?


Im Zuge dieser Recherchearbeit kontaktierte die Universit?tsbibliothek Regensburg auch die Stadt Burglengenfeld. Der Leiter des dortigen Stadtarchivs, Dr. Thomas Barth, stellte den Kontakt zu der seit diesem Sommer in den Ruhestand getretenen Leiterin des Oberpf?lzer Volkskundemuseums, Dr. Margit Berwing-Wittl, her. Auf ihren Vorschlag hin wurden gleich mehrere Werke aus dem 19. und 20. Jahrhundert zur Stadtgeschichte Burglengenfelds in das EODOPEN-Projekt aufgenommen, darunter der Titel ?Burglengenfeld. Die Geschichte der Stadt und ihrer Ortsteile“ von Margit Berwing-Wittl aus dem Jahr 1996 und der 1968 erschienene Titel ?Heimat Burglengenfeld. Geschichte einer Stadt“ von Ludwig Brandl.


Die Chronica Burglengenfeldensis: Zeitzeugnis, Quellensammlung und literarische Unterhaltung
 

Inhaltlich nehmen die Werke teils auf die ?lteste Chronik Burglengenfelds, eben die von Anton Paulus zwischen 1846 und 1876 handschriftlich verfasste ?Chronica Burglengenfeldensis“, Bezug – da lag es nahe, auch dieses Werk zu digitalisieren und damit eine der Quellen allgemein zug?nglich zu machen. Die Nachfrage nach der volumin?sen, ledergebundenen Handschrift ist durchaus da, sowohl von Heimatforschenden als auch von Burglengenfelder Schülerinnen und Schülern oder Studierenden der Universit?t Regensburg. Die Chronik ist nicht nur ein einzigartiges Zeitzeugnis und eine umfangreiche Quellensammlung und Dokumentation, sondern bietet dem Leser nicht zuletzt auch ein Stück literarische Unterhaltung: So finden sich Kapitel über bedeutende Pers?nlichkeiten, über Geb?ude und Familien und über Ereignisse der Stadtgeschichte. Anton Paulus, der unter anderem Rentamtssekret?r, Kanzleischreiber, Offizier der Bürgerwehr und Leiter der Bezirkssparkasse war, beschreibt Vergnügungen und Aktivit?ten aus dem Bereich des Theaters oder von Gesangsvereinen ebenso wie Katastrophen, Kriminal- oder Unglücksf?lle. Seine Aufzeichnungen enthalten alles, was er zur Geschichte der Stadt Burglengenfeld erfahren konnte und ihn interessierte – seine Informationen bezog er teils aus schriftlichen Quellen, teils aus Erz?hlungen und nicht zuletzt auch aus eigenem Erleben. Erg?nzt hat Paulus seine handschriftliche Chronik mit einigen Illustrationen, zum Beispiel mit Tuschezeichnungen des Burgbergs oder des Burglengenfelder Stadtwappens. Interessant ist die Chronik heutzutage sowohl für diejenigen, die sich für die Landes- und Herrschaftsgeschichte interessieren, als auch für Leserinnen und Leser, die mehr über die Lebensweise und Erlebnisse der Bev?lkerung erfahren m?chten. So urteilt Paulus selbst in seiner Vorrede zur Stadtgeschichte: ?Es mag wohl manches in diesen Bl?ttern enthalten sein, das dem nach statistischen, rein historischen Abhandlungen suchenden zu kleinlich erscheint…“; doch seine Absicht sei es, so Paulus weiter, ?dem schlichten Bürger in gew?hnlicher verst?ndlicher Sprache zu erkl?ren, wie seine Voreltern gelebt, was sie erduldet und angenehmes erfahren“ haben.


Das Digitalisat macht die kostbare Handschrift jederzeit online verfügbar

Im Laufe der Jahre wurde die Chronik immer wieder zu Rate gezogen und als Nachschlagewerk benutzt, oftmals wohl ohne bei der Benutzung besondere Vorsicht walten zu lassen: Anfang der 2000er Jahre zeigte die Handschrift deutliche Abnutzungserscheinungen, die Fadenbindung einzelner Bl?tter hatte sich gel?st, Seiten waren verschmutzt oder wiesen Stockflecken auf und Einrisse im Papier waren unsachgem?? mit Klebeband ?repariert“ worden. 2004 gab die Stadt die Restaurierung in Auftrag und schr?nkte anschlie?end die Benutzung der Chronik stark ein. Nur noch ausnahmsweise gew?hrt man die Einsichtnahme, der Band konnte und kann aber im Oberpf?lzer Volkskundemuseum in Burglengenfeld – geschützt in einer Glasvitrine – besichtigt werden. Wer von der Chronik mehr sehen m?chte als die gerade aufgeschlagene Buchseite kann das ab sofort und jederzeit online tun: ?ber den Katalog der Regensburger Universit?tsbibliothek ist die ?Chronica Burglengenfeldensis“ als Online-Ressource im Volltext über folgende Adresse kostenfrei abrufbar: https://www.regensburger-katalog.de/s/ubr/de/2/1035/BV046789460 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

?brigens: Wer Vorschl?ge für die Digitalisierung eines vor 1966 erschienenen und vergriffenen Werkes hat, kann sich gerne an die Universit?tsbibliothek Regensburg wenden. Relevant sind alle Publikationen aus diesem Zeitraum, die über den Buchhandel nicht mehr verfügbar sind.
Autorinnen und Autoren von jüngeren Werken aus der zweiten H?lfte des 20. Jahrhunderts oder des beginnenden 21. Jahrhunderts k?nnen ihre Werke auch zur Digitalisierung vorschlagen, wenn diese nicht vergriffen sind, sofern sie im Selbstverlag publiziert wurden oder die Zustimmung des publizierenden Verlages zur Digitalisierung vorliegt. Bitte wenden Sie sich per E-Mail an eod.open​(at)​ur.de (?ffnet Ihr E-Mail-Programm).

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