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Aktuelles: ?Schreiben ist Dialog“

Die akademische Schreibberatung der Universit?t Regensburg unterstützt Studierende beim wissenschaftlichen Schreiben

11. August 2020, von Christina Glaser

Schreiben? Das lernt man doch schon in der Grundschule. In der Schulzeit verfasst man dann Unmengen an Texten: Briefe, Aufs?tze, Er?rterungen, Gedichte, Interpretationen, … Und bevor es an die Uni geht, schreibt man eine Facharbeit oder eine W-Seminararbeit, also eh schon eine wissenschaftliche Arbeit. ?Ich sch?tze diese Arbeiten sehr“, erkl?rt Dr. Christine Braun. ?Aber wissenschaftliches Schreiben muss man von der Pike auf lernen. Hier geht es darum, den Diskurs zu integrieren und das lernt man erst im Laufe der Zeit im Fach und auch nur dann, wenn man das übt.“ Dr. Christine Braun ist die Koordinatorin des Schreibzentrums am Zentrum für Sprache und Kommunikation der Universit?t Regensburg und steht den Studierenden mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um das wissenschaftliche Schreiben geht.

Egal ob es sich um eine Seminararbeit, Bachelor- bzw. Masterarbeit oder um eine Promotion handelt, die Schreibberaterin hilft den Ratsuchenden in jeder Phase der Arbeit – auch schon bei der Ideenfindung. ?Wir versuchen, aus den Leuten heraus zu kitzeln, welche Forschungsfrage oder These sie interessieren“, verr?t Braun. ?Sie müssen sich sozusagen selbst auf die Schliche kommen. Dabei helfen z. B. Brainstorming-Methoden“. Wer will, kann sich bei allen Schritten von der Schreibberatung begleiten lassen. Dr. Christine Braun betont aber: ?Inhaltlich mischen wir uns nicht ein. Da müssen sich die Studierenden selber kundig machen, informieren und ihre Gedanken vertiefen. Das hei?t auch, dass wir die Arbeit am Schluss nicht Korrektur lesen“. Wer Fragen zum Schreiben hat, sollte zur Schreibberatung kommen – am besten frühzeitig. Die Schreibberater achten n?mlich zum Beispiel auf den Aufbau. ?Traurig ist es, wenn Leute zu sp?t kommen und wir merken, dass keine Einleitung da ist, dass die Forschungsfrage fehlt oder dass das Schriftstück nur aus zusammengeschriebenen Puzzle-Stückchen aus der Recherche besteht,“ so Braun. ?Wir schauen dann gemeinsam mit den Studierenden darauf, wie man die Einleitung erarbeiten kann, was das Ziel ist, wo die Schlüsselaussagen liegen – kurz gesagt, wir achten besonders auf die Makrostruktur“.


?Schreib-Denkzeiten“ blocken

Wer vor einer Abschlussarbeit steht, sieht einen gro?en Berg Arbeit vor sich. Dr. Braun empfiehlt, zum einen, sich einen guten Platz zum Schreiben zu suchen. Manche brauchen absolute Ruhe, andere haben ihre besten Ideen im Café. Zum anderen r?t Christine Braun, sich ?Schreib-Denkzeiten“ im 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网 zu blocken – etwa zwei bis vier Stunden pro Tag. Im Durchschnitt k?nne man in vier Stunden ca. eineinhalb bis zwei Seiten Rohtext schreiben, wei? die Schreibberaterin. Bei einer Masterarbeit mit etwa 80 Seiten k?nnte man also bei einer Fünf-Tage-Woche, dementsprechend zehn Seiten pro Woche schreiben, d. h. man braucht ungef?hr acht Wochen. ?Und das verdreifacht man dann“, erl?utert Braun. ?Acht Wochen von der Ideenfindung bis zur Besprechung des Exposés mit dem Betreuer, acht Wochen zur Entwicklung der Ideen in schriftlicher Form – das ist ein ?ich-Text‘ in dem ich das Thema für mich erobere – und nochmal acht Wochen zur ?berarbeitung, bei der ich das Projekt für den Leser passfertig mache.“ Wer mit 24 Wochen bzw. einem halben Jahr plant, kann w?hrenddessen auch beruhigt Feierabend machen. Und das ist auch wichtig, denn ?nach vier Stunden brauchen K?rper und Kopf eine Pause, um weiter kreativ zu sein“, stellt Braun klar.


?Texte entstehen durch ?berarbeitung“

Wer sich mit seinem Thema besch?ftigt, ist nicht allein. ?Schreiben ist Dialog“, schildert Christine Braun den Schreibprozess. ?Es ist sinnvoll, Schreiben als schriftliches Gespr?ch zu sehen und in dieses Gespr?ch einzutauchen. Werdet am Anfang wie die Lauscher an der Wand, wenn ihr noch nicht so viel wisst und kommt dann immer mehr zu der Gespr?chsgruppe und bringt euch ein – und zwar selbstbewusst.“ Es geht um ein reflektierendes Mitdenken und darum, sich selbst immer mehr zu integrieren. Wer nicht weiter kommt, der kann den Text auch erst einmal liegen zu lassen. Wenn man sp?ter mit etwas Abstand darauf schaut, sieht man Brüche besser und kann daran feilen. ?Texte entstehen durch ?berarbeitung“, bemerkt Dr. Braun. ?Die Meisten von uns vertiefen und entdecken ihre Gedanken im Aufschreiben und ?berarbeiten“. Trotzdem ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem man loslassen sollte. ?Manchmal gibt es die Tendenz zum ?verschlimmbessern‘“, erz?hlt Christine Braun. ?Wenn der leicht begeisterte Fluss nicht mehr da ist, dann k?nnen Texte sozusagen versteinern. Da hilft es, wenn jemand den Text liest, bevor der in zu vielen ?berarbeitungsschleifen war. Wenn der sagt: ?Das ist ja spannend, was du hier sagen willst, ich verstehe, was du meinst‘, dann gilt: Let go.“

 

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Schreibzentrums (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

Die Schreibberatung gibt es seit 2011. Das Foto wurde 2019 aufgenommen.
In der Schreibberatung; Foto aus dem Jahr 2019.
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