Direkt zum Inhalt


Aktuelles: Der Herr der R?ume

Josef Schmid geht nach 48 Jahren T?tigkeit an der UR in Ruhestand

11. Juni 2021, von Margit Scheid

Sein erstes Büro? Sammelgeb?ude, Erdgescho?, erster Seminarraum links, S.05. Josef Schmid, im besten Sinne des Wortes ?Urgestein“ der Universit?t Regensburg, trat seinen Dienst an der Universit?t Regensburg am 3. September 1973 an, frühmorgens. Für studentische Begriffe und Campusleben sehr früh morgens. Fast 48 Jahre sp?ter sitzt er noch immer jeden Tag um 6 Uhr an seinem Schreibtisch, checkt E-Mails und empf?ngt die m?glicherweise nie so früh vor Ort gewesene Besucherin mit einem fr?hlichen Guten Morgen und einem schallenden Lachen. Mitte Juni 2021 geht Josef Schmid in Pension. ?Ich hab‘ die Arbeit an der Uni gut überstanden,“ sagt er augenzwinkernd. Vor allem aber - er hat sie immer gerne gemacht: ?Sie entsprach meinem Naturell.“

Denn die T?tigkeit in der Raum- und Grundverwaltung muss keine Gesetze befolgen, sondern den Betrieb am Laufen halten. Er habe unterstützt, wo er konnte, sagt Josef Schmid und ?Pleiten, Pech und Pannen auch selbst beseitigt“. Das markante Lachen ist für viele sein Markenzeichen. Alle, die irgendwann auf dem Campus etwas organisierten, ihn wegen Seminarr?umen aufsuchten oder an Veranstaltungen wie dem Sommerfest mitwirkten, kennen es. ?Sein Humor, seine Fr?hlichkeit, aber auch sein umfassendes Wissen auf vielen Gebieten machen Josef Schmid zu einem beliebten und gesch?tzten Kollegen“, sagt Kanzler Dr. Christian Blomeyer. ?Manche sehen ihn als wandelnde Enzyklop?die.“ Für sie verk?rpere Josef Schmid auch in vielerlei Hinsicht die Universit?t: ?Vielf?ltiges Wissen, verbunden mit Interesse und Neugier sowie einem Herz für die N?te der Studierenden.“

Studierende gab es beim Amtsantritt des Verwaltungspraktikanten Schmid im Jahr 1973 vergleichsweise wenige. Josef Schmid erinnert sich an Matrikelnummer 2000 und seine erste Vergabe von H?rs?len im brandneuen Geb?ude Recht und Wirtschaft. Alle anderen Fakult?tsgeb?ude waren noch Baustellen, nur die Mensa war auch fertig. ?Die Studentenkanzlei arbeitete noch mit Lochkarten “, lacht Josef Schmid, ?das war hochmodern!“ Er selbst sortierte die R?ume an einer gro?en Tafel mit Steckkarten. Ein fehleranf?lliges System, erz?hlt er, aber Dramen habe es auch bei Fehlern nicht wirklich gegeben: ?Wir hatten R?ume in Hülle und Fülle. Es musste auch niemand mit Lehrveranstaltungen auf Wochenenden oder Zeitfenster nach 18 Uhr ausweichen.“

?Sorgf?ltig, umsichtig und entschlussfreudig“ – das wurde Josef Schmid schon 1978 von seinem Ausbilder attestiert. Der hielt ihn auch für ?noch etwas schüchtern“ und meinte, ?ein bisschen H?flichkeit k?nne auch nicht schaden“. Der Grund für letzteres mag gewesen sein, dass Josef Schmid schon auch mal dezidiert seine Meinung vertrat. Eine Klausur soll es gegeben haben, die er wohl bearbeitete, dann aber ablehnte, sie auch abzugeben, da sie nicht der g?ngigen Praxis der Verwaltungsschule und dem Lehrplan entsprochen habe. Mitgeteilt haben soll der damalige Verwaltungspraktikant das wie folgt: ?Tats?chlich wurden in der ?bungsaufgabe Nr. 19 (…) ausschlie?lich Fragen aus dem staatlichen Haushaltsrecht behandelt. Durch die gegebene Fragestellung wurde ich einigerma?en überrascht. Wie von der Dienststelle gefordert, habe ich die Aufgabe trotzdem bearbeitet, sie aber aus den oben angeführten Gründen nicht zur Bewertung abgeliefert.“ Manche Studierende h?tten sich nicht nur in Raumfragen an Herrn Schmid gewandt, h?tten sie dies früher gewusst…

Josef Schmid erinnert sich gerne an die Siebziger an der Universit?t. Vieles, sagt er, sei ?salopper“ gewesen, die Stimmung eine andere, entspanntere. Mit seinen Kolleg:innen habe er sich immer gut verstanden, die Zusammenarbeit, beispielsweise mit dem H?rsaaldienst und dem Rechenzentrum, habe immer ausgezeichnet geklappt. Seinen Nachfolger bei der Raumverwaltung, Tobias Urban, arbeitet Josef Schmid seit l?ngerem ein. Es soll einen flie?enden ?bergang geben, im Sinne aller Lehrenden und Studierenden. Der pers?nliche Kontakt zu allen, die R?ume zu unterschiedlichsten Zwecken brauchten, war Josef Schmid immer ausgesprochen wichtig. Nicht zuletzt die Studierenden konnten sich bei jeder Gelegenheit darauf verlassen, dass er sie unterstützte. Wenn mal ein Sommerfest zu laut wurde, gl?ttete Josef Schmid die Wogen, ermahnte die Jugend, bat die Vorgesetzten um Nachsicht für die jungen Leute, beruhigte aufgebrachte Nachbarn. Anstrengende Jahre? ?Die 1990er, als die Zahl der Studieng?nge rasant wuchs und die Raumnot besonders gro? war.“

Der 18. Juni 2021 ist Josef Schmids letzter Arbeitstag. Erste Pl?ne? Zun?chst will er in seinem Heimatort Schwetzendorf ein wenig die Ruhe genie?en, Zeit au?erhalb des Büros in der Natur verbringen, lange Spazierg?nge unternehmen. Besuche an der Uni bei Veranstaltungen wie dem Sommerfest, die hoffentlich bald wieder stattfinden, sind aber schon fix geplant. Josef Schmid bleibt der Uni gewogen.

Corona? ?Das war der kr?nende Abschluss“, lacht er. ?Aber wir haben gezeigt, dass wir was k?nnen, dass wir bei der Raum- und Grundverwaltung keine Bürokraten sind, sondern Dienstleister.“ Wie zum Beweis klingelt das Telefon und eine Raumreservierung unterbricht das Gespr?ch. Das Beste in seiner beruflichen Laufbahn an der Universit?t Regensburg? Vielleicht die Unvergleichbarkeit der Universit?t mit anderen Einrichtungen, die Tatsache, ?eben keine normale Firma und keine normale Beh?rde zu sein, sondern ein Ort, an dem immer gefragt wird ?Warum ist das so?‘ und ?Geht es nicht auch anders?‘“ Ist das nicht auch oft mühsam? ?Nein“, sagt Josef Schmid. ?Das liegt hier in der Natur der Sache.“

Josef Schmid.
Fotos Sammelgeb?ude: Universit?tsarchiv Regensburg, Rep. 119 Fotodokumentation 2-1 und 2-392.
Das UR-Sammelgeb?ude Ende der sechziger Jahre ...
... und – in Farbe – 1970.
nach oben