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Aktuelles: Mukoviszidose besser verstehen

Eine neu entdeckte Erkrankung liefert Ideen für eine bessere Behandlung der altbekannten Stoffwechselerkrankung

03. Juni 2020, von Kommunikation & Marketing

Mukoviszidose ist die h?ufigste schwer-verlaufende Erbkrankheit weltweit. Jedes Jahr werden mehrere hundert Familien mit dieser Diagnose konfrontiert. Bis heute gibt es keine Heilung für diese Erkrankung, die in erster Linie die Atemwege betrifft. Neben einer unterstützenden Behandlung bleibt als letzter Ausweg h?ufig nur eine Lungentransplantation, um das Leben der Patientinnen und Patienten zu retten. Ein Forscherteam der Universit?ten Münster und Regensburg hat nun eine Erkrankung entdeckt. Neben der Erstbeschreibung der Erkrankung er?ffnen die Befunde auch neue Wege für ein besseres Verst?ndnis der Mukoviszidose und neue M?glichkeiten für deren Therapie. Die Ergebnisse sind nun in der Fachzeitschrift Journal of Medical Genetics erschienen.

Ursache der Mukoviszidose ist eine Ver?nderung im sogenannten CFTR (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) - Gens. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网es Gen ist der Bauplan für einen Chloridkanal an der Oberfl?che von K?rperzellen. Der Kanal erm?glicht im Normalfall die Anreicherung von Salz und Wasser auf der Oberfl?che der Luftwege, wodurch eine kontinuierliche Reinigung der Atemwege erm?glicht wird. Ein Defekt im CFTR-Kanal verhindert den Transport von Chloridionen. Hierdurch entf?llt die Befeuchtung der Luftwege, mit der Folge, dass es bei den betroffenen Patientinnen und Patienten zur Bildung eines z?hen und wasserarmen Atemwegsschleims kommt, der die Luftwege verschlie?t. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网 nimmt den Mukoviszidose-Patienten buchst?blich die Luft zum Atmen.

An der Universit?t Münster hat eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Thorsten Marquardt hat nun eine neue Erkrankung entdeckt, bei der ein anderer Chloridkanal mit dem Namen TMEM16A nicht funktioniert. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网er ist ebenfalls in den Zellen der Luftwege vorhanden. In Zusammenarbeit mit dem Physiologischen Labor der Universit?t Regensburg unter der Leitung von Prof. Karl Kunzelmann wurden die zellul?ren Auswirkungen der neuen Erkrankung untersucht, die zu einem v?lligen Funktionsverlust des TMEM16A-Kanals führt. ?berrascht stellten die Forscher fest, dass ohne TMEM16A auch der CFTR-Kanal nicht mehr funktioniert. Das Aufregende daran: Die Forscher sind sicher, dass sich die Erkenntnisse über die neue Erkrankung auch für die Behandlung von Mukoviszidose nutzen lassen.

?Zu unserer gro?en ?berraschung zeigen Kinder, die am TMEM16A-Defekt leiden, keinerlei Atemwegssymptome, und das obwohl beide Chloridkan?le in ihrer Funktion drastisch eingeschr?nkt sind. Bei den Kindern führt ein Funktionsverlust von CFTR, bei gleichzeitiger Abwesenheit der TMEM16A-Funktion offensichtlich nicht zu einer Mukoviszidose“, sagt Dr. Julien Park, der Erstautor der Studie, der bei Prof. Marquardt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universit?tsklinikums Münster t?tig ist. Für die Studie lieferte die Regensburger Arbeitsgruppe um Prof. Kunzelmann zus?tzlich eine Vielzahl von Laborbefunden.  ?Erst kürzlich konnten wir nachweisen, dass der doppelte Funktionsverlust von TMEM16A und CFTR keine Lungenerkrankung in M?usen hervorruft“, erkl?rt Prof. Dr. Karl Kunzelmann.

Zusammengenommen werfen diese überraschenden Ergebnisse eine wichtige Frage auf: Kann die medikament?se Hemmung von TMEM16A die Atemwegssymptome von Mukoviszidose-Kranken verbessern? Eine deutliche Unterdrückung der Schleimproduktion und Schleimsekretion durch Hemmung von TMEM16A wurde in experimentellen Voruntersuchungen bereits gezeigt. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e spannende Frage soll nun in zukünftigen Studien untersucht werden. ?Als n?chsten Schritt planen wir klinische Studien, um die m?gliche Behandlung der Mukoviszidose mit TMEM16A-Hemmern zu bewerten“, blickt das Team bereits nach vorn. Die Ergebnisse k?nnten die Behandlung der Mukoviszidose deutlich ver?ndern. Die Arbeiten in Regensburg wurden aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG KU756/14-1) und des CF-Trust UK (SRC013) finanziert.


ORIGINALPUBLIKATION

Julien H Park, Jiraporn Ousingsawat, Inês Cabrita, Ruth E Bettels, J?rg Gro?e-Onnebrink, Christian Schmalstieg, Saskia Biskup, Janine Reunert, Stephan Rust, Rainer Schreiber, Karl Kunzelmann, Thorsten Marquardt: TMEM16A deficiency: potentially fatal neonatal disease resulting from impaired chloride currents, J Med Genet 2020.
DOI: 10.1136/jmedgenet-2020-106978 (externer Link, ?ffnet neues Fenster)

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 Screenshot: J. Park

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Prof. Dr. Karl Kunzelmann

Professur für Physiologie
Universit?t Regensburg
Telefon: 0941 943-4302
E-Mail: karl.kunzelmann@ur.de

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