Die Ausrenkung der Kniescheibe (Patellaluxation) im Kindesalter stellt eine schwerwiegende Verletzung des Kniegelenkes dar. Die betroffenen Patienten sind langfristig in ihrer Beweglichkeit und im t?glichen Leben einschr?nkt. Meist ist es so, dass aufgrund von anlagebedingten Faktoren ein erh?htes Risiko für das Herausspringen der Kniescheibe aus ihrem Gleitlager besteht. Dabei kann zum einen die Kniescheibe unzureichend ausgebildet oder das Gleitlager zu flach angelegt sein. Typisch ist die sogenannte J?gerhut-Patella, welche die Neigung dazu hat, bei Kniebeugung seitlich abzukippen. Meistens besteht eine Kombination von Formver?nderungen der Kniescheibe und des Gleitlagers.
Links:Typisches Beispiel für eine nach au?en driftende? J?gerhutpatella
Rechts: Klinisches Bild einer sogenannten habituellen Patellaluxation,
bei welcher die Kniescheibe bei jeder Kniebeugung aus dem
Gleitlager rutscht
Selten besteht eine chronische Ausrenkung der Kniescheibe, bei welcher die Kniescheibe praktisch permanent au?erhalb des Gleitlagers zu liegen kommt. Meist springt die Kniescheibe jedoch im Rahmen einer kurzzeitigen Fehlbelastung seitlich aus dem Gleitlager.
![]() | Dabei kann es zu Verletzungen des Gelenkknorpels und des Knochens im Kniegelenk kommen. Solche Verletzungen verlangen eine schnelle Operation. Die Kniescheibe kann dann wieder zentriert werden, um dauerhafte Sch?den am Kniegelenk zu vermeiden. Abb.: Typischer Knorpelschaden an der Kniescheibe nach Ausrenkung |
Am wachsenden Knochen besteht zudem die Problematik der noch offenen Wachstumsfugen, welche sich nahe am Knie?gelenk befinden. ?bliche OP-Techniken für Erwachsene k?nnen diese Wachstumsfugen sch?digen. Um diese im Rahmen einer notwendigen Operation nicht zu verletzen, werden in unserer Klinik moderne, aber bew?hrte Techniken angewendet, welche sich in langj?hrigen Studien als sehr effizient und zugleich schonend herausgestellt haben. Dabei stehen Band-, Muskel- und Sehnenrekonstruktionen im Vordergrund. Dadurch wird die Führung der Kniescheibe verbessert. Solche Operationen k?nnen oft sogar im Rahmen einer Kniegelenkspiegelung durchgeführt werden.
Entscheidend für die Therapie ist allerdings nicht nur die Operation, sondern auch ein konsequentes krankengymnastisches Trainingsprogramm, das der Patient zun?chst nach einer unkomplizierten einmaligen Kniescheibenausrenkung absolvieren muss. Aber auch im Anschluss an eine Operation muss ein derartiges Training in Zusammenarbeit mit Krankengymnasten durchlaufen werden. Mit diesem zweiteiligen Konzept konnten wir in unserer Abteilung sehr gute Ergebnisse erzielen und die betroffenen Patienten durch einen minimal-invasiven Eingriff wieder ins t?gliche Leben integrieren. In den meisten F?llen kann die uneingeschr?nkte Sportf?higkeit wieder hergestellt werden.
OP-Techniken bei Kniescheibenausrenkung: Rekonstruktion des innenseitigen Haltebandes (MPFL) zur Kniescheiben?stabilisation
Die Kniescheibe wird durch ihre kn?cherne Formgebung sowie Kapselstrukturen und aktive Muskelkr?fte in ihrem Laufweg zentriert. Den wichtigsten passiven Stabilisator der Kniescheibe in strecknaher Beugung stellt das innenseitige Kniescheiben?halteband (mediales patellofemorales Band = MPFL) dar. Kniescheibenausrenkungen (Luxationen) sind h?ufig durch eine Fehlform (Dysplasie) der Kniescheibe und/oder ihres Gleitlagers, Achs- oder Rotationsfehler oder eine bindegewebige Kapselschw?che des Kniegelenkes bedingt. 百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e begünstigenden Faktoren k?nnen einzeln oder in Kombination vorliegen. Insbesondere bei unfallbedingten Kniescheibenausrenkungen kann es zu einer Zerrei?ung der innenseitigen (medialen) Gelenkkapsel und des MPFL kommen. Bei unzureichender Heilung kann in Folge eine Kniescheibeninstabilit?t resultieren, die zu wiederholten Kniescheibenausrenkungen führen kann. H?ufig treten begleitend Abscherverletzungen am Gelenkknorpel der Kniescheibe oder an der Oberschenkelgelenkfl?che auf. In diesen F?llen sind eine arthroskopische Operation zur Erfassung und Behandlung der Kniebinnensch?den sowie eine gleichzeitige Rekonstruktion des MPFL angezeigt, um die Kniescheibe dauer?haft zu stabilisieren.
Das gerissene MPFL wird durch eine k?rper?eigene Sehne (Gracilis-Sehne) ersetzt, welche auch als Ersatz zur Rekonstruktion bei Kreuzbandersatz?operationen benutzt wird. Die Beweglichkeit und Zentrierung der Kniescheibe wird anschlie?end arthroskopisch kontrolliert. Eine R?ntgenkontrolle zeigt den Rezentrierungseffekt dieser MPFL-Rekonstruktion an.
Links:Verkippung und Seitversatz der Kniescheibe voroperativ in strecknaher Beugestellung (30°)
Rechts: Rezentrierung der Kniescheibe im Gleitlager nach Band-Rekonstruktion
Die Nachbehandlung beinhaltet eine Knieschiene mit zeitlich abgestufter Freigabe der Kniebeugung. Sie wird für 6 Wochen getragen. Eine Teilbelastung des Beines an Unterarmgehstützen ist für 4 Wochen vorgesehen. Abschwellende Medikamente, Kühlung und Lymphdrainage werden bereits direkt nach der OP verordnet. Muskelaufbau und Koordination werden durch eine ambulante Physiotherapie erreicht. Komplexe kniebelastende Sportarten k?nnen frühestens nach 6 Monaten wieder aufgenommen werden.
Mit der MPFL-Rekonstruktion ist eine Kniescheibenstabilisierung nach einem Riss oder bei Funktionsverlust des Haltebandes effizient m?glich. Zudem kann das h?ufig vorliegende subjektive Instabilit?tsgefühl sowie die Angst vor einer erneuten Kniescheibenausrenkung ma?geblich reduziert werden.