Der 7. Mai als Termin für die Vorstellung des neuen Forschungsnetzwerks Margins of Memory: Cultures and Politics of Non-Hegemonic Remembrance des Leibniz-WissenschaftsCampus (LWC) Regensburg, einer gemeinsamen Plattform von Universit?t Regensburg (UR) und Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), h?tte nicht besser gew?hlt sein k?nnen: Am 8. Mai beginnen in vielen L?ndern die j?hrlichen Gedenkfeiern zum Ende des Zweiten Weltkriegs, die zeigen, wie unterschiedlich Erinnerungen in verschiedenen L?ndern sein k?nnen, was tradiert oder gesagt, was nicht tradiert oder gesagt wird, wie Erinnerungen gedeutet werden, was aus ihnen entsteht.
Der LWC Europa und Amerika in der modernen Welt lud Mitglieder und Interessierte zu einem Kick-off-Meeting für das neue Forschungsnetzwerk Margins of Memory ein, das 12 Forschende unterschiedlicher Karrierestufen zusammenbringt. Im Laufe von zwei Jahren werden sie neue Konzepte und Begriffe entwickeln, die das Feld der Memory Studies mit vielf?ltigen Studien zu Erinnerung bereichern werden.
Die Forschenden werden sich auf vier Arbeitspakete konzentrieren: Theorizing Margins of Memory; Agencies, Silences, Trauma; Sites of Memory activism und (Dis)Locations of Memory: Temporalities and Geographies of Belonging.
Die Postdocs und Sprecherinnen des Netzwerks, Dr. Tatiana Klepikova (externer Link, ?ffnet neues Fenster) (UR) und Dr. Volha Bartash (externer Link, ?ffnet neues Fenster) (IOS / WWU Münster), stellten bei dem Treffen die vier Forschungspakete des Netzwerks und seine Mitglieder vor:
- Dr. Tigran Amiryan,
- Dr. Philipp Bernhard,
- Sarah Grandke M.A.,
- Sara ?eri? ?ulovi? M.A.,
- Professor Dr. Nishani Frasier,
- Julian David Bermeo Osorio M.A.,
- Dr. Minerva Peinador,
- Dr. Lilia Topouzova und
- Dr. Katarzyna Kwapisz Williams.
Ebenfalls Netzwerkmitglied ist Professorin Dr. Kate?ina Králová (externer Link, ?ffnet neues Fenster)von der Karls-Universit?t Prag; sie ist die Hauptorganisatorin des bevorstehenden 9. Treffens der Memory Studies Association (MSA (externer Link, ?ffnet neues Fenster)) vom 14. und 18. Juli 2025, einer globalen Konferenz, bei der die Universit?t Regensburg Partnerin ist.
An dem interdisziplin?ren Gespr?ch nahmen Predocs und Postdocs des Departments für Interdisziplin?re und Multiskalare Area Studies (DIMAS) der UR, das die Veranstaltung ausrichtete, sowie Forschende des Zentrums Erinnerungskultur der UR, der Graduiertenschule für Ost- und Südostueoprastudien, des IOS und der Forschungsgruppe seeFField teil.
Weitere UR-Mitwirkende und Netzwerkmitglieder aus der ganzen Welt beteiligten sich digital.
Dr. Roman Birke (externer Link, ?ffnet neues Fenster) und Dr. Mélanie Sadoza? (externer Link, ?ffnet neues Fenster) vom DIMAS der UR stellten die Netzwerksprecherinnen vor:
Volha Bartash ist Historikerin und Anthropologin für Osteuropa und die ehemalige Sowjetunion. Sie setzt sich schwerpunktm??ig mit der nationalsozialistischen Verfolgung der Roma in den baltischen L?ndern und Belarus auseinander. Ihr aktuelles Projekt befasst sich mit Erinnerungsaktivismus im Baltikum.
Tatiana Klepikova leitet die von der VolkswagenStiftung gef?rderte Forschungsgruppe Light on! zu queeren Literaturen und Kulturen im Sozialismus am Institut für Slavistik der Universit?t Regensburg und besch?ftigt sich mit der Erforschung queerer Erinnerung w?hrend und nach dem Sozialismus.
Klepikova und Bartash stellten die Ideen und Konzepte des Netzwerks vor und pr?sentierten dessen vier Arbeitspakete, die in etwa den Forschungsprofilen der Netzwerkmitglieder entsprechen. Die Forschungsergebnisse des Netzwerks sollen in einem Handbuch gebündelt werden.
Theorizing Margins of Memory
Das Arbeitspaket 1 Theorizing Margins of Memory konzentriert sich auf die Entwicklung eines neuen theoretischen Rahmens für den Umgang mit Erinnerungen von marginalisierten Gruppen und Gemeinschaften, wobei deren Verh?ltnis zu dominanten oder hegemonialen Erinnerungen konzeptualisiert wird.
Die Wissenschaftler*innen betrachten alternative Narrative und versuchen, Perspektiven aus feministischen Studien und postkolonialen Studien in ihre Theoriebildung einzubeziehen. Derzeit konzentriere sich das Feld sehr stark auf dominante und nationale Erinnerungen, erkl?rte Bartash, und die Perspektiven der ?R?nder“ sollen dieses Feld diversifizieren.
Agencies, Silences, Trauma
Das Arbeitspaket 2 konzentriert sich auf Agencies, Silences, Trauma. ?Wir betrachten diese Konzepte als miteinander verbunden, da Schweigen h?ufig eine Folge von Trauma ist, aber Schweigen ist auch eine Form der Macht und kann als Demonstration der Handlungsf?higkeit marginalisierter Bev?lkerungsgruppen betrachtet werden“, sagte Bartash. Das Netzwerk konzentriert sich auch auf das ?Schweigen innerhalb des Schweigens“, erkl?rte sie, auf laufende Forschungsarbeiten im Bereich der Erinnerungsforschung und der feministischen Kulturwissenschaften verweisend.
Die Mitglieder des Forschungsnetzwerks wolllen sich auch mit den ethischen Fragen befassen, die mit dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit und der ?ffentlichen Zug?nglichmachung solcher Sammlungen verbunden sind. Dabei ist sich das Netzwerk bewusst, dass marginalisierte Gemeinschaften m?glicherweise nicht daran interessiert sind, ?ihre Erinnerungen mit der breiteren Gesellschaft zu teilen“.
Sites of Memory activism
Das Arbeitspaket 3 mit dem Titel Sites of Memory activism lenkt die Aufmerksamkeit auf die r?umliche und materielle Dimension von Erinnerung. Forschende, die in diesem Bereich arbeiten, versuchen, die Erinnerungsorte marginalisierter Gruppen zu lokalisieren. Sie fragen sich: ?Wie k?nnen wir diese Erinnerungen aufspüren? Wo k?nnen wir sie studieren?” Sie konzentrieren sich auf Erinnerungsorte, die für marginalisierte Gruppen von Bedeutung sind, und arbeiten an einem umfassenderen Verst?ndnis dessen, was einen ?Erinnerungsort“ ausmacht.
Dabei geht es nicht unbedingt um Denkm?ler. ?Es k?nnte ein Schulmuseum oder eine performative Praxis sein“, erkl?rte Bartash. ?In diesem Arbeitspaket versuchen wir, spezifische Wege und Institutionen zu identifizieren, die marginalisierte Erinnerungskulturen in die breite ?ffentlichkeit bringen.“
(Dis)Locations of Memory: Temporalities and Geographies of Belonging
Das Arbeitspaket 4 (Dis)Locations of Memory: Temporalities and Geographies of Belonging befasst sich mit Erinnerungen, die r?umlich und/oder zeitlich verlagert wurden. In diesem Arbeitspaket untersuchen die Wissenschaftler*innen unter anderem die Erinnerungen von Migrant*innen und das Gefühl der Zugeh?rigkeit an einem neuen Ort. ?Wir fragen, was eigentlich mit verdr?ngten Erinnerungen passiert und wie sie in neuen sozialen, kulturellen und politischen Kontexten reproduziert werden, welche Bedeutungen sie dort erlangen, insbesondere in Gesellschaften und bei einem Publikum, das vielleicht nicht sehr daran interessiert ist, diese Stimmen zu h?ren.“
Ein weiteres Thema ist die Weitergabe von einer Generation zur anderen und wie neue Generationen mit den Erinnerungen umgehen, die ihren Eltern ?geh?ren“.
Das Netzwerk versteht sich als offene Plattform: ?Wir laden alle, die sich für dieses Thema interessieren, ein, sich bei uns zu melden, mit uns zu sprechen, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen und die Veranstaltungen, die wir planen, mitzugestalten," betonte Tatina Klepikova.
Die Netzwerkmitglieder sowie drei weitere Forschende in frühen Karrierephasen an der Universit?t Regensburg werden genau das tun – sie werden im Juli am MSA-Treffen 2025 in Prag teilnehmen.
Kontakt aufnehmen
Dr. Tatiana Klepikova
E-Mail: tatiana.klepikova@ur.de
Dr. Volha Bartash
E-Mail: volha.bartash@ur.de