Als Universit?tsfach war die Wissenschaftsgeschichte noch recht jung, als der Lehrstuhl für Allgemeine Wissenschaftsgeschichte im M?rz 1971 an der wenige Jahre zuvor errichteten Universit?t Regensburg eingerichtet wurde. Der Strukturbeirat hatte in seiner 7. Sitzung im Januar 1966 die Errichtung eines solchen Lehrstuhls mit allgemeiner, also nicht fachspezifischer Ausrichtung empfohlen. Die Besetzung des Lehrstuhls war auch dem Philosophen Franz von Kutschera zu verdanken, der sich vehement, auch gegenüber dem Ministerium, für Tóth einsetzte. Offenbar beabsichtigte Tóth sogar Werner Heisenberg einzubinden, als das Ministerium sich zierte. Am 28. Oktober 1971 vereidigte Rektor Gustav Obermair (1934-2019) Imre Tóth als Professor.
Mit Franz von Kutschera hielt Tóth auch sein erstes Seminar an der Universit?t Regensburg. Tóths Lehrveranstaltungen behandelten meist mathematikhistorische oder philosophische Themen. ?ber Besucherzahlen ist nichts bekannt. Einen Hinweis mag aber die Veranstaltungszeit bieten, denn sie verlagerte sich von Terminen in der Mittagszeit hin in die Abendstunden am Ende seiner akademischen Laufbahn. Daneben unterrichteten die verschiedenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Lehrstuhl, Karl Nobis, Thaddeus Trenn, David Cassidy (PDF, 1 Seite), Mark Lindley und Bernd Janele.
Seinen Studierenden versuchte Tóth eine Hilfe beim beruflichen Fortkommen zu sein. Studierende wie Philippe Séguin oder auch Vittorio H?sle unterstützte er mit Empfehlungsschreiben (PDF, 3 Seiten). Einer seiner bekanntesten Doktoranden war der wei?russische Mathematiker und Physiker Barys Kit (1910-2018). Kit wirkte als Wissenschaftler an den mathematischen Grundlagen des Kommunikationssystems des Apollo-Projekts der US-amerikanischen NASA mit. Von der University of Maryland kommend, zog er nach Frankfurt am Main, wo er Imre Tóth über Walter G. Saltzer, Professor für Wissenschaftsgeschichte an der dortigen Universit?t, kennenlernte. Saltzer bat Tóth Kit bei dessen Arbeit über den Mathematiker Antoni Zygmund (1900-1992) zu betreuen (PDF, 20 Seiten).
An der akademischen Selbstverwaltung wirkte Tóth hingegen nur an den Stellen mit, die ihm wichtig erschienen. So war er in den 1970er Jahren Mitglied der Bibliothekskommission. Innerhalb der Universit?t Regensburg baute er nur wenige Kontakte auf. Tóth hatte den Eindruck, dass seine Arbeit vor allem im europ?ischen Ausland aufgegriffen und ernst genommen wurde. Sein Ziel, einen Club zu gründen, das einem intellektuellen Diskussionsaustausch einen formellen Rahmen h?tte bieten sollen, konnte er nicht verwirklichen.
Curriculum vitae (PDF, 3 Seiten)
Cassidy, David C. (2021): History of Science in Regensburg and West Germany in the Early 1980s, in: Becker, Andreas und Christian Rei? (Hrsg.): Imre Tóth (1921–2010) und die Institutionalisierung der Wissenschaftsgeschichte an der Universit?t Regensburg (Schriftenreihe des Universit?tsarchivs Regensburg, Bd. 3), Regensburg: Universit?tsverlag Regensburg.
Rei?, Christian u. a. (2021): Zwischen Reform und Tradition – Zur Geschichte des Fachs Wissenschaftsgeschichte an der Universit?t Regensburg, in: Becker, Andreas und Christian Rei? (Hrsg.): Imre Tóth (1921–2010) und die Institutionalisierung der Wissenschaftsgeschichte an der Universit?t Regensburg (Schriftenreihe des Universit?tsarchivs Regensburg, Bd. 3), Regensburg: Universit?tsverlag Regensburg.
Wenninger, Eleyne (2021): Imre Tóth: Collage eines Lebens, in: Becker, Andreas und Christian Rei? (Hrsg.): Imre Tóth (1921–2010) und die Institutionalisierung der Wissenschaftsgeschichte an der Universit?t Regensburg (Schriftenreihe des Universit?tsarchivs Regensburg, Bd. 3), Regensburg: Universit?tsverlag Regensburg.