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Sommer

Die Monate Mai bis Juli bilden im Botanischen Garten eine zentrale Phase im Jahresverlauf. In dieser Zeit ver?ndern sich die Gartenbilder kontinuierlich: Viele Pflanzen erreichen ihre Hauptblüte, andere ziehen sich vorübergehend zurück oder bereiten eine zweite Blühphase vor. Durch den Einfluss von Witterung und Klima – etwa frühe W?rmeperioden oder versp?tete K?lteeinbrüche – verschieben sich Blühzeitpunkte zunehmend, sodass sich traditionelle saisonale Muster im Wandel befinden.

Highlights nach Monaten

Im Mai

zeigt sich der Garten oft noch vom wechselhaften Frühjahrswetter gepr?gt. Regenreiche Tage, sp?te K?lteeinbrüche oder sogar Nachtfrost rund um die Eisheiligen machen den jungen Austrieben zu schaffen. Besonders empfindlich reagieren früh gesetzte Sommerblumen oder frostempfindliche Exoten. Gleichzeitig sorgt die h?ufig schon fortgeschrittene Vegetationsentwicklung – begünstigt durch warme M?rztage – dafür, dass viele Pflanzen früher als erwartet zur Blüte kommen. Der Felsengarten zeigt sich im Mai von seiner farbenfrohesten Seite und ist eine Bühne für zahlreiche trockenheitsangepasste Arten aus steinigen Lebensr?umen weltweit.

Im Juni

erreicht die Blütenfülle ihren ersten gro?en H?hepunkt. Viele heimische Stauden zeigen ihre Hauptblüte und legen – bei passendem Rückschnitt – sp?ter im Herbst noch einmal nach. Besonders eindrucksvoll ist jetzt der submediterrane Bereich, in dem Sedum album, Sedum sexangulare und Campanula persicifolia strukturreiche und farbintensive Pflanzenteppiche bilden. Auff?llig sind au?erdem die zahlreichen blau- und violettblühenden Exoten – Farbt?ne, die unter heimischen Arten eher selten vorkommen und im Garten stets besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die artenreiche Blütenpracht lockt eine Vielzahl von Best?ubern an und macht den Garten zu einem lebendigen Ort ?kologischer Interaktionen.

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Moltkia petrea (Fam. Boraginaceae)

Der immergrüne Halbstrauch ist im ?stlichen Mittelmeergebiet beheimatet. Er bildet kompakte Kissen und ist zu seiner Blütezeit ein echter Bienenmagnet. Die Standortansprüche sind mit denen des Lavendels vergleichbar.

Salvia ringens (Fam. Lamiaceae)

Ein nicht sicher winterharter Salbei mit besonders intensivem Cerulean-Blauton. Seine Heimat ist im Kaukasus und im Balkan.

Scutellaria hypericifolia (Fam. Lamiaceae)

In China kommt die auch ?Helmkraut“ genannte Staude auf Grash?ngen und an Waldr?ndern auf H?hen bis zu 4000 m vor. Dadurch ist der Lippenblütler gut frosthart und ben?tigt entgegen manch anderer Felsengartenpflanzen eine h?here Wasserversorgung.

Teuchrium orientale (Fam. Lamiaceae)

Ein weiterer Vertreter aus der Familie der Lippenblütler ist der Orientalische Gamander. Beheimatet ist er im niederschlagsarmen Iran und dadurch an Dürreperioden sehr gut angepasst. 

Stachys byzantina (Fam. Lamiaceae)

百利宫_百利宫娱乐平台¥官网e Stachys-Art ist in deutschen G?rten l?ngst als robuster Bodendecker beliebt. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen verdient er es, weiterhin hervorgehoben zu werden. Dank der feinen Behaarung und der silbrigen Farbe vertr?gt die Art direkte Sonne und Hitze sehr gut. Die Behaarung führt auch zu der deutschen Bezeichnung Hasen- oder Eselsohr. Auch die Engl?nder benennen ihn nach einem Tier: ?Lambs Ear“. Neben den ansehnlichen Bl?ttern tragen auch die violetten Lippenblüten, die an langen Blütenkerzen erscheinen, zum Schmuckwert bei.

Blütenh?hepunkt im Submediterranen Bereich

Juni ist in den meisten Gartenbereichen die Hochzeit für Blütenflor. Ausgesprochen leuchtkr?ftig ist aktuell der submediterrane Bereich, wo verschiedenste Pflanzen, die südlich der Alpen im submontanen Bereich vorkommen. Im Folgenden werden nur einige der Highlights vorgestellt.

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Sedum sexangulare und Sedum album (Fam. Crassulaceae)

Ein blühender Teppich aus den zwei sonst eher unauff?lligen Sedum-Arten bildet aktuell den Rahmen im Submediterranen Beet. Der ?Wei?e Mauerpfeffer“ (S. album) bildet l?ngere Blütenst?ngel mit wei?en Doldenrispen, w?hrend der ?Milde Mauerpfeffer“ (S. sexangulare) die gelben Blüten an kurz gestielten, fleischigen Sprossen tr?gt. Da es sich um Dickblattgew?chse (Crassulaceae) handelt, überstehen sie l?ngere Trockenperioden mühelos. Beide Arten sind in fast ganz Europa heimisch.

Centranthus ruber (Fam. Valeriancaceae) und Stachys recta (Fam. Lamiaceae)

Das optisch sehr ansprechende Paar aus ?Roter Spornblume“ und ?Aufrechtem Ziest“ kommt sehr gut mit den schlottrigen, n?hrstoffarmen und sonnigen Bedingungen zurecht. Der Ziest schafft das durch au?erordentlich lange Wurzeln, die bis zu zwei Meter in die Tiefe gehen. 

Campanula persicifolia (Fam. Campanulaceae)

Die ?Pfirsichbl?ttrige Glockenblume“ ist in fast ganz Europa heimisch (zus?tzlich in Vorder-Asien) und kommt sowohl auf frischen Wiesen wie auch in eher trockenen Bereichen von W?ldern vor. Im Garten zeigt sie sich als ausbreitungsfreudig, was aber selten als l?stig empfunden wird.

Muscari comosum (Fam. Hyacinthaceae)

Im Vordergrund steht der sp?t blühende Geophyt Muscari comosum. Wie auch an seinen natürlichen Standorten w?chst er hier an einer kleinen Ger?llschüttung. Nicht nur südlich der Alpen, sondern auch in Deutschland gilt die ?Schopfige Traubenhyazinthe“ als heimisch, steht hierzulande aber unter Naturschutz. Interessant ist, dass die oberen Blüten unfruchtbar sind; nur die unteren Einzelblüten sind f?hig, Samen zu bilden. Angeblich werden die Zwiebeln der Pflanze in der mediterranen Küche sogar gegessen, wobei die Zwiebelblume dafür eigentlich zu sch?n ist. 

Gartenbereich Systematik

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Idesia polycarpa (Fam. Flacourtiaceae)

Die sogenannte ?Orangenkirsche“ ist ein kleiner und unter Hobbyg?rtnern noch unbekannter Baum, der aus Ostasien stammt. Die eher unauff?lligen Blüten verstr?men Anfang Juni einen sehr angenehmen und doch dezenten Duft. Nach erfolgreicher Best?ubung bilden sich aus den Blüten bis in den Herbst rote Früchte, die den Baum auch nach dem Laubfall bis in den Winter attraktiv halten.

Liriodendron tulipifera (Fam. Magnoliaceae)

Die ?Tulpenmagnolie“ geh?rt zu den ursprünglichsten aller Blütenpflanzenarten, weshalb sie im Botanischen Garten am Fu?e des leichten Hanges angeordnet ist. Sie ist in Europa ein beliebter Park- und teilweise auch Hausbaum. Ihre Heimat befindet sich aber im Osten Nordamerikas, wo man auch das Holz zur Verarbeitung nutzt. Die Blüten beherbergen orangefarbene Saftmale, welche wertvollen Nektar für Insekten bereithalten. In den USA gibt es extra davon einen Blütenhonig.

Gartenbereich Rote Liste

Stipa pennata (Fam. Poaceae) und Gladiolus palustris (Fam. Iridaceae)

Das ?Echte Federgras“ (Stipa pennata) wird zu den Sü?gr?sern (Poaceae) gez?hlt und hat insgesamt ein weites Verbreitungsgebiet von Europa bis nach Nordafrika und in Teile Asiens. In Deutschland und Zentraleuropa ist es jedoch gef?hrdet und deshalb nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Grund für die Gef?hrdung sind unter anderem die Verdr?ngung durch nichtheimische Pflanzenarten sowie das Verschwinden der natürlichen Lebensr?ume durch intensive Nutzung. Zu den natürlichen Lebensr?umen z?hlen Trocken- u. Halbtrockenrasen, sonnigen Felsh?ngen, lichte W?lder. Generell bevorzugt das Federgras sommertrockene, basenreiche und kalkhaltige B?den, die gerne auch steinig sein dürfen.

Dahingegen findet man die ?Stumpf-Siegwurz“ (Gladiolus palustris) in der Natur nicht nur an trockenen Standorten sondern auch in Mooren, Sumpfw?ldern und wechseltrockenen Magerwiesen, Schotterheiden und Feuchtwiesen. Sie bevorzugt aber ebenfalls kalk- und basenreiche, nur m??ig n?hrstoffreiche B?den. Das gr??te Vorkommen n?rdlich der Alpen befindet sich im bayerischen Alpenvorland, wobei sie in Deutschland als stark gef?hrdet eingestuft wird und in ganz Zentraleuropa vom Aussterben bedroht ist. Auch hier sind Ursachen die starke Nutzung der natürlichen Lebensr?ume.

Gartenbereich Schattenhallen

Saxifraga stolonifera (Fam. Saxifragaceae)

Durch fadenf?rmige Ausl?ufer verbreitet sich der kriechende Steinbrech allm?hlich. Aktuell zeigt er seine hübsche wei?e Blüte, die über dem festen Laub zu schweben scheinen. Eine n?here Betrachtung der ungew?hnlichen, zygomorphen Einzelblüten lohnt sich. Erst bei genauerem Hinsehen sieht man die roten und gelben Tupfer auf den wei?en Blüten. Ihren Ursprung hat die Pflanze in Ostasien, w?chst heute aber auch in Gebieten Eurasiens und in Nordamerika als Neophyt. Wie der Standort im Botanischen Garten vermuten l?sst, meidet dieser Steinbrech die volle Sonne und kommt eher in W?ldern und Waldr?ndern oder h?chstens an schattigen Felsen vor.

Der Juli

bringt schlie?lich eine kurze Atempause in vielen Gartenbereichen: Zahlreiche Stauden haben ihre erste Blühphase abgeschlossen. Nun ist die richtige Zeit, um Samen zu ernten und die Pflanzen für eine zweite Blüte zurückzuschneiden. W?hrenddessen übernehmen w?rmeliebende Arten aus südlichen und kontinentalen Regionen die Hauptrolle. Jetzt beginnt die Blütezeit bei Pflanzen wie der kalifornischen Zauschneria, der Seidenakazie (Albizia julibrissin) aus Ostasien oder anderen sonnenhungrigen Arten, die den Hochsommer bevorzugen.

In der Summe zeigt sich der Sommer im Garten als vielschichtige und vielf?ltige Jahreszeit – gepr?gt von ?berg?ngen, Blühstaffeln und der faszinierenden Anpassung unterschiedlichster Arten an Temperatur, Licht und Wasserverfügbarkeit. Wer genau hinsieht, entdeckt in jedem Monat neue botanische Besonderheiten.

Beim Sammeln von Fotomaterial für die Highlights im Juni gingen auff?llig viel blau-blühende Stauden ?ins Netz“. Die Farbe blau hat auf uns Menschen eine kühlende Wirkung, was wir an diesen Tagen gut gebrauchen k?nnen. Tats?chlich ist der Anteil blau blühender Pflanzen in der Natur gering, hier im botanischen Garten Regensburg finden Sie aber zahlreiche Exemplare davon auf kleinem Raum. Einige aktuell blühende Varianten, die allesamt im Gartenbereich Felsengarten zu finden sind, werden hier kurz vorgestellt:

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